Full text: Mittelhochdeutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

29 
388. Sehs und ahzec türne si sahen drinne stan, 
driu palas wite und einen sal wol getan 
von edelem marmelsteine grüene alsam ein gras, 
dar inne selbe Prünhilt mit ir ingesinde was. 
389. Diu burc was entslozzen, vil wite üf getan, 
do liefen in enkegene die Prünhilde man 
und enpfiengen die geste in ir frouwen lant. 
ir ros hiez man behalden und ir Schilde von der hant. 
392. Man hiez den gesten schenken, und schaffen guot gemach, 
manegen snellen recken man ze hove sach 
in fürstlicher waete allenthalben gan; 
doch wart michel schouwen an die küenen getan. 
Nu tet man Prünhilde kunt mit maeren, 
daz da fremde recken körnen wseren 
in vil richer waete geflozzen üf der fluot. 
da von begunde fragen diu magt schoen unde guot. 
394. Do sprach ein ir gesinde: ‘frouwe, ich mac wol jehen, 
daz ich ir deheinen mere habe gesehen, 
wan Sifride geliche einer drunder stat. 
den sult ir wol enpfahen ; daz ist, frouwe, min rat. 
Der ander der gesellen der ist so lobelich; 
ob er gewalt des hete, wol waer er künic rieh 
ob witen fürsten landen, ob er diu möhte han. 
man siht in bi den andern so rehte herliche stan. 
Der dritte der gesellen der ist vil gremelich 
und doch mit schoeme libe, küneginne rieh, 
von swinden sinen blicken, der er so vil getuot. 
er ist in sinen sinnen, ich waene, grimme gemuot. 
Der der jungest ist dar under, der ist so lobelich; 
in magtlichen zühten sihe ich den degen rieh 
mit guotem gelaeze so minnecliche stan. 
( wir möhtenz fürhten alle, het im hie iemen iht getan. 
Swie blide er pflege der zühte und swie schoen im si der lip 
er möhte wol erweinen vil waetlichiu wip, 
swenn er begunde zürnen, sin lip ist so gestalt: 
er ist in allen tugenden ein degen küene unde balt.’ 
396. Do wart diu schoene Prünhilt schiere wol gekleit. 
mit ir gie dannen manegiu schoeniu meit, 
wol hundert oder mere; gezieret was ir lip. 
die geste wolden schouwen diu waetlichen wip.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.