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Carus ist erschlagen! Jeder tut auf Kampf und Wehr Verzicht,
Und es folgt des Heers Verzweiflung auf die schöne Zuversicht.
Alle fliehn, das Lager feiert, wie ein unbewohntes Haus,
Und der Schmerz der Legionen bricht in laute Klagen aus:
35 „Götter haben uns gerichtet, Untergang ist unser Teil,
Denn des Kapitols Gebieter sandte seinen Donnerkeil!
Untergang und Schande wälzen ihren uferlosen Strom.
Stirb und neige dich, o neige dich zu Grabe, hohes Rom!"
VI. Klagelie- Kaiser Gttos -es Dritten.
(1833.)
A. a. O., I. S. 154.
1. O Erde, nimm den Müden,
Den Lebensmüden auf,
Der hier im fernen Süden
Beschließt den Pilgerlauf!
Schon steh' ich an der Grenze,
Die Leib und Seele teilt,
Und meine zwanzig Lenze
Sind rasch dahingeeilt.
2. Voll unerfüllter Träume.
Verwaist, in Gram versenkt,
Entfallen mir die Zäume,
Die dieses Reich gelenkt.
Ein andrer mag es zügeln
Mit Händen minder schlaff
Von diesen sieben Hügeln
Bis an des Nordens Haff.
3. Doch selbst im Seelenreiche
Harrt meiner noch die Schmach,
Es folgt der blassen Leiche
Vergangner Frevel nach;
Vergebens mit Gebeten
Beschwör' ich diesen Bann,
Und mir entgegen treten
Crescentius und Johann Z.
4. Doch nein! Die Stolzen beugte
Mein reuemütig Flehn;
Ihn, welcher mich erzeugte,
Ihn werd' ich Wiedersehn.
Nach welchem ich als Knabe
So oft vergebens frug,
An seinem frühen Grabes
Hab' ich geweint genug.
5. Des deutschen Volks Berater
Umwandeln Gottes Thron;
Mir winkt der Ältervater3)
Mit seinem großen Söhnen
Und während voll von Milde
Die frommen Hände legt
Mir auf das Haupt Mathildes,
Steht Heinrich tiefbewegt.
6. Nun fühl' ich erst, wie eitel
Des Glücks Geschenke sind,
Wiewohl ich auf dem Scheitel
Schon Kronen trug als Kind^).
Was je mir schien gewichtig,
Zerstiebt wie ein Atom.
O Welt, du bist so nichtig,
Du bist so klein, o Rom!
7. O Rom, wo meine Blüten
Verwelkt wie dürres Laub,
Dir ziemt es nicht, zu hüten
Den kaiserlichen Staub.
Die mir die Treue brachen,
Zerbrächen mein Gebein;
Beim großen Karl in Aachen
Will ich bestattet sein.
8. Die echten Palmen wehen
Nur dort um sein Panier;
0 998 wurde Papst Johann XVI. abgesetzt und geblendet und der römische
Patrictus Crescentius, die Seele der kaiserfeindlichen Bewegung in Rom, enthauptet. —
2) Otto II., geb. 955, starb bereits 983 in Rom, wo er in der Peterskiiche begraben liegt. —
3) Ältervater == Urgroßvater, also Heinrich I. — 4) Otto I., der Große. — 5) Mathilde,
die Heilige, die Gemahlin Heinrichs I., starb 968 im Kloster zu Quedlinburg. —
6) Otto III. war bei dem Tode seines Vaters erst 3 Jahre alt.