Full text: Deutsche Dichtung in der Neuzeit (Abt. 2)

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Heiterkeit, güldene, komm! 
Du des Todes 
Heimlichster, süßester Vorgenuß! 
— Lief ich zu rasch meines Wegs? 
5 Jetzt erst, wo der Fuß müde ward, 
Holt dein Blick mich noch ein, 
Holt dein Glück mich noch ein. 
Rings nur Welle und Spiel. 
Was je schwer war, 
10 Sank in blaue Vergessenheit. 
Müßig steht nun mein Kahn. 
Sturm und Fahrt wie verlernt' er das! 
Wunsch und Hoffen ertrank, 
Glatt liegt Seele und Meer. 
Siebente Einsamkeit! 15 
Nie empfand ich 
Näher mir süße Sicherheit, 
Wärmer der Sonne Blick. 
— Glüht nicht das Eis meiner Gipfel 
noch? 
Silbern, leicht, ein Fisch 20 
Schwimmt nun mein Nachen hinaus . . . 
Richard Dehmel. 
Richard Dehmel, geboren am 18. November 1863 in Wendisch-Hermsdorf 
beim Spreewald, als Sohn eines Försters, 1887—1895 Versicherungsbeamter 
in Berlin, lebt jetzt als Schriftsteller in Blankenese bei Hamburg. 
Werke: Erlösungen 1891, 1913°; Aber die Liebe 1893, 1912«; Lebensblätter 
(Novellen) 1895, 19094 ; Der Mitmensch (Drama) 1895, 19094 ; Weib und Welt 1896, 
1913«; Lucifer (Drama) 1899, 19094; Zwei Menschen (Epos) 1903, 1912"; Die Ver¬ 
wandlungen der Venus (Rhapsodie) 1909«; Der Kindergarten 19093 ; Betrachtungen 
über Kunst, Gott und die Welt 1909«; Gesammelte Werke in 10 Bänden 1906—1909. 
II. Sommerabend. — III. Anno Domini 1812. 
1. Vergiß me in nicht. 
Hundert ausgewählte Gedichte, Berlin (Fischer)^, ivli, S. lt2. 
1. Vergißmeinnicht in einer Waffenschmiede — 
Was haben die hier zu tun? 
Sollte heimlich der Friede 
Hinterm Hause am Bache ruhn? 
2. Laut hallen die Hämmer in hartem Takt: 
Angepackt, angepackt, 
Die Arbeit muß zu Ende! 
Und das Eisen glüht, und das Wasser zischt; 
Und wenn der Schwalch die Flamme auffrischt, 
Glänzen die schwarzen Hände. 
3. Aber manchmal blickt ein rußig Gesicht 
Still nach dem himmelblau blühenden Strauß. 
Dann scheint's, eine Stimme singt hinterm Haus: 
Vergiß mein nicht! — 
2. Gesang vor Nacht. 
A. a. £>., S. 185. 
Im großen Glanz der Abendsonne 
Schauert die See; sacht steigt die Flut. 
Im großen Glanz der Abendsonne 
Ergreift auch mick die weite Glut. 
Im großen Glanz der Abendsonne 
Braust immer feuriger mein Blut: 
Noch steigt die Flut — 
Im großen Glanz der Abendsonne .
	        
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