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wogt heran im weißen Schein,
schwenkt ins Dorf und hält in breiter
Linie vor den Häuserreihn.
20 Aus den Fenstern, aus den Türen
ängstlich nun Gesichter stieren.
Licht flammt auf in allen Zimmern.
Kinder tief aus Betten wimmern.
Und Kommandoworte klingen,
25 wohl gedämpft, doch scharf und hart, —
Reiter von den Rossen springen, —
Reiter sind nicht fein und zart,
treten hier und dort hinein,
ziehn die Rößlein in die Scheunen,
hüllen sich in Mäntel ein, 30
schlafen hinter Heck und Zäunen,
in den Betten, auf der Erde . . .
Leise schnaufen noch die Pferde.
Leise schließen sich die Pforten.
Aber wachsam allerorten 35
an den Wegen, auf den Hügeln
halten Posten mit gespannten Zügeln,
ruhig spähn sie querfeldein.
Weit das Land im Mondenschein.
5. Soldatenzüge rollen durch die Nacht.
A. a. O., S. 4.
1. Von ferne hallt ein dunkler, starker Klang, —
Was dröhnt und rollt die ganzen Nächte lang?
Der Herbststurm schüttelt alte Eichenkronen, —
Die in Palästen und in Hütten wohnen,
Sie lauschen tieferregt und überwacht
Weit offnen Auges in die gärende Nacht.
2. Der Mond hochherrlich fährt auf weißer Firn —
O kommt hinaus und kühlt die heiße Stirn!
Ganz Deutschland wacht in diesen Schicksalsnächten,
Ganz Deutschland hebt sich jetzt aus dunklen Schächten
Und fährt auf Firnen leuchtend in die Schlacht —
Soldatenzüge rollen durch die Nacht!
3. Was habt ihr doch so klein vom Volk gedacht!
Was ist da bloß so übergroß erwacht!
Wo sind jetzt Grenzen, wo sind alle Schranken?
Zum Werke werden plötzlich die Gedanken,
Die, alt und neu, das Volk zum Volk gemacht! —
Soldatenzüge rollen durch die Nacht!
4. Was sind Soldaten? Ach, das sind sie nicht,
Die nur im Kleinen taten ihre Pflicht,
Das sind sie nicht, die Stampfenden und Stumpfen,
Hier ist ein Geist entflammt in allen Dumpfen!
Dämonen ziehn und Geister in die Schlacht,
Der Elemente urlebendige Macht!
5. Und wir, wir wissen nun, was Deutschland ist,
Daß Deutschland Hirn und Herz der Völker ist! —
Hört, wie die alten Lieder jauchzend schallen,
Der Siegeswille lebt in allen, allen, —
Sie ziehen wie zum Feste in die Schlacht,
Soldatenzüge schüttern durch die Nacht!
6. Das klingt in allen diesen Nächten so,
Das singt im Norden wie im Süden so,
Das braust herüber in demselben starken