Full text: Deutsche Dichtung im Mittelalter (Abt. 1)

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des wart dö betwungen von im der küene man. 
Günther der edele dar umbe trüren began. 
30. Hagenen bant dö Dietrich und inort in da er vant 
die edeln küniginne, und gab ir bi der haut 
den küenisten recken der ie swert getruoc. 
nach ir vil starkem leide dö wart si vroelich genuoc. 
31. Vor liebe neic dem degene daz vil edel wip: 
„immer si dir sselic din herze und ouch din lip. 
du hast mich wol ergötzet aller miner not. 
daz sol ich immer dienen, mich ensüme der tot." 
32. Dö sprach der her re Dietrich: „ir sult in län genesen, 
edeliu küniginne. und mag daj noch gewesen, 
wie wol er iuch ergötzet da^ er iu hat getan! 
er sol des niht entgelten daz ir in gebunden sehet stau.“ 
33. Dö hiez si Hagenen füeren an sinen ungemach, 
da er lac besloj^en und da in niemen sach. 
Günther der künic edele niesen dö began: 
„war kom der heit von Berne? der hat mir leide getan.“• 
34. Dö gie im hin engegene der herre Dietrich, 
da^ Guntheres eilen da^ was vil lobelich. 
dö enbeit ouch er niht mere, er lief her für den sal, 
von ir beider swerten huop sich ein greulicher schal. 
35. Swie vil der herre Dietrich lange was gelobt, 
Günther was so sere erzürnet und ertobt, 
wan er nach starkem leide dö sin vient was: 
man sagt ej noch ze wunder da^ dö her Dietrich genas. 
36. Ir eilen und ir Sterke beide wären groz. 
palas unde türne von ir slagen dö^, 
dö si mit swerten hiuwen üf die helme guot. 
ej bet der künic Günther einen herlichen muot. 
37. Sit twanc in der von Berne, als Hagenen e geschach. 
daz bluot man durch die ringe dem beiden fließen sach, 
von einem starken swerte: daz truoc her Dietrich: 
doch het gewert her Günther nach müede lobelichen sich. 
38. Der herre wart gebunden von Dietriches hant, 
swie künege niene selten liden solhiu bant. 
er däht’, ob er si lieje1), den künec und sinen man, 
alle die si fünden, die müesen tot vor in bestän. 
39. Dietrich von Berne der nam in bi der hant: 
dö fuort’ er in gebunden da er Kriemhilde vant. 
dö waj mit sinem leide ir sorgen vil erwant. 
si sprach: „willekommen Günther üjer Bürgenden lant.“ 
40. Er sprach: „ich solde iu nigen, vil liebiu swester min,, 
ob iuwer grüezen möhte vil gemedeclicher sin. 
ich weij iuch, küniginne, so zornic gemuot, 
äaz ir mich unde Hagenen vil swachej grüejen getuot.“ 
*) wenn er sie frei gäbe.
	        
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