Full text: Deutsche Dichtung im Mittelalter (Abt. 1)

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7. „Sit willekomen, ir hêrren, Günther und Gîselher, 
Gêrnôt unde Hagene: sam si her Volker 
und Dancwart der snelle. ist iu daj niht bekant? 
Kriemkilt noch sêre weinet den heit von Nibelunge lant.“ 
8. „Si mac vil lange weinen,“ sprach dö Hagene: 
„er lit vor manegem jâre ze töde erslagene. 
den künic von den Hinnen sol si nu holden haben: 
Sifrit kumet niht widere, er ist nu langé begraben.“ 
9. „Die Sifrides wunden lazen wir nu stên: 
sol leben frou Kriemhilt, so mac schade ergen.“ 
so redete von Berne der liêrre Dietrich. 
„tröst der Nibelunge, da vor behüete du dich.“ 
10. „Wie soi ich mich behüeten?“ sprach der künic hör. 
„Etzel uns boten sande (waj sold’ ich frügen mer?) 
daz wir zuo im solden riten in daz lant: 
euch hat uns manie mære min swester Kriemhilt gesaut.“ 
11. „Ich kan iu wol geraten,“ sprach aber Hagene. 
,, bit et iu diu mære ba^ ze sagene 
den hêrren Dietrichen und sine beide guot, 
daz si iueh lazen wizzen der frouwen Kriemhilte muot.“ 
12. Dö giengen sunderspräcken die dri künege rieh, 
Günther unde Gêrnôt und euch her Dietrich. 
„nu sag’ uns, von Berne vil edel riter guot, 
wie dir si gewizzen umb’ der küniginne muot.“ 
13. Dö sprach der vogt von Berne: „waz soi ich iu sagen 
ich beere alle morgen weinen unde klagen 
mit jæmerlichen sinnen daj Etzélen wip 
■dem riehen gote von himile des starken Sifrides lip.“ 
14. „Ez ist et unerwendet,“ sprach der küene man, 
Volkêr der videlære, „daz wir vernomen kan. 
wir suln ze liove riten und suln làzen sehen, 
waz uns snellen degenen müge zen Hinnen geschehen.“ 
15. Die küenen Bürgenden hin ze liove riten: 
si körnen kêrlîchen nah ir landes sh en. 
dö wundert dä zen Hinnen vil man egen küenen man 
umb’ Hagenen von Troneje, wie der wæré getan. 
16. Durch daz man sehe mære (des was im genuoc) 
daz er von Niderlanden Sifriden sluoc, 
sterbest aller recken, fronn Kriemkilde man, 
des wart michel vragen ze liove näh Hagenen getan. 
17. Der heit was wol gewahsen, daz ist alwär, 
gröj was er zen brüsten, gemischet was sin här 
mit einer grisen varwe, diu kein warn im lanc, 
eislich sin gesihene, er bete hör lichen ganc. 
18. Dö liiez man kerbergen die Bürgenden man. 
Günthers gesinde wart gesondert dan 
(daz riet diu küniginne, diu im vil hazzes truoc); 
■da von man sit die knehte an der herberge sluoc. 
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