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hanptet, zugleich als Erbe und Sieger. Die Legionen, welche die Siege 
errungen, waren eben dadurch an den einzigen Herrscher geknüpft, der sie 
durch Freigebigkeit zu fesseln, aber auch durch seine Autorität in Unter¬ 
ordnung zu halten wußte. Es waren die Legionen des alten Cäsar, die 
sich um den neuen gesammelt hatten, in welchem sie den rechten Erben 
des Julius Cäsar anerkannten. Bis auf einen gewissen Grad war die 
Alleinherrschaft da; aber unbedingt konnte sie nicht sein; sie war immer 
an die Idee von Rom geknüpft, die sich in den alten Formen darstellte 
und doch auch wieder die Macht des Imperators selbst begründete. 
Die Aufgabe lag also darin, die höchste Gewalt in der Form, 
wie sie nunmehr bestand, zu konservieren und dabei doch auch die aus der 
Republik herübergekommenen Ansprüche soweit als möglich zu befriedigen. 
Denn auch Volk und Senat bestanden. 
Oetavian hätte sich ihrer nicht entledigen können, wenn er nicht etwa 
als orientalischer Despot auftreten wollte. Nach alledem, was bei Cäsars 
Leben und Tod, unter dem letzten Triumvirat, namentlich im Kampfe 
mit Antonius geschehen war, konnte Oetavian daran nicht denken. Dabei 
bekam seine Autorität einen eigentümlichen Charakter. Nicht ohne Be¬ 
deutung nach dieser Seite hin ist es doch, wenn er den Namen Cäsars, 
dessen Nachfolger er war, mit dem Nimbus der Divinität umgab. Dem 
Zusatz zu seinem Namen: Sohn des Gajus, dessen er sich anfangs be¬ 
diente, zog er später den andern: Sohn des Göttlichen vor. Diese Gött¬ 
lichkeit war schon in den Tumulten der Bürgerkriege dekretiert; dem 
Andenken Cäsars waren Altäre errichtet; daß man damit an die alten 
Sagen von dem Ursprung Roms anknüpfte, war immer von Einfluß, 
doch gab die Lage der Dinge dazu noch eine allgemeinere Beziehung. 
Wenn ich meine Meinung, wiewohl mit einigem Bedenken, aussprechen 
darf, so hatte sie einen gewissen Anhalt in den Ereignissen. Denn war 
nicht alles, was damals die Welt beherrschte, von Cäsar begründet worden? 
Das wcltbehcrrschende Ereignis lag in den Siegen der Legionen Cäsars. 
Deren Bildung und Ruhm aber beruhten ans ihm; sein Werk lebte nach 
seinem Tode fort. Der Nachfolger Cäsars konnte sich als den Sohn 
dieses göttlichen Menschen betrachten. Eine verwandte Beziehung hat 
auch der Titel Augustus, welchen Oetavian von Ansang des Jahres 27 
annahm, der dann sein historischer Name geworden ist. Das Wort be¬ 
zeichnet ursprünglich die durch die Augurien geheiligte Örtlichkeit. Bei 
den Dichtern ist es immer als ein Epitheton der Götter gebraucht worden. 
Die Gewalt selbst hat keinen Namen; sie erscheint in der Person dessen, 
der sie besitzt und der gleichsam eine göttliche Mission dazu in Anspruch 
nimmt. Aus den großen Wasfentaten und dem Zusammenhang der Be¬ 
gebenheiten entsprang diese Auffassung. Aber ohne die Beistimmung des 
Senats und des Volkes von Rom Hütte sie keine Gewähr noch Sicherheit
	        
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