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stehen schon lange draußen. Kein Hase ist mehr im Walde.
Überall rascheln die Mäuse. Die Schleiereule röchelt im Baumhofe,
im Mühlteiche werfen sich die Forellen, die Frostmotten taumeln
von Stamm zu Stamm, die Ratten trippeln über die Mauerkante,
und klingenden Fluges sausen Enten zum Parkteiche.
Im Vorholze des Berges liegt ein alter Steinbruch, verfallen
und verwachsen, von den Menschen gemieden. Ein grauer Kreuz¬
stein mit verwischter Schrift kündet an, daß hier einst eine Untat
geschah Im Grunde liegt ein schwarzes Wasser; dort läuten
sommertags die Bergunken. Heute ist es stumm und schweigsam
dort. Hin und wieder raschelt eine Maus durch das Fallholz, und
ab und zu schlägt das Tauwasser klatschend auf eine Steinplatte.
Schräg über die steile, löcherige Wand des Steinbruches zieht
sich ein Felsband, hell aus dem Moose und den Zwergfarnen hervor¬
schimmernd. Eben fußte der Kauz dort und lachte sein Höllen¬
gelächter. Jäh schwingt er sich davon. Ein schwarzes Ding, das
über ihm aus einem engen Spalte auftauchte, verjagte ihn. Jetzt
ist es verschwunden, ist wieder da, verschwindet wieder und sitzt
nun auf dem Felsbande, lang und dünn wie ein Pfahl. Es wird
rund und wieder lang, ballt sich zur Ku|el, rollt sich zur Schlange
auf, ist jetzt krumm und nun gerade, liegt flach auf dem Felsen
und sitzt steif wie ein Stock da, die Pranken an die leuchtende
Kehle gezogen, mit schnuppernden Nüstern den Wind prüfend.
Es knickt in sich zusammen und schnellt wieder empor, hockt
eine Viertelstunde regungslos, macht einen Satz nach links, noch
einen, hastet nach rechts, und nun hüpft es das Felsband entlang
bis zu dessen Ende, macht einen Sprung gegen die Wand, schlägt
einen Achterbogen, hü, treibt es so eine ganze Weile und ist ver¬
schwunden wie ausgelöscht.
Ein Rotkehlchen flattert verschlafen durch das Gestrüpp; irgend¬
ein auffallendes Schwanken des Fichtenastes, auf dem es schlief,
weckte es. Jäh sucht die Maus ihre Felsspalte, denn ein Regen
trockener Nadeln rieselte ihr auf den Balg. Der Kauz, der auf dem
Kreuzstein fußte, entweicht eilends, denn allzu heftig kratzte es hinter
ihm an der Rinde der Fichte, ungeschickt poltert eine Ringeltaube
von dannen, hart aus der Nachtruhe geschreckt, und sogar dem
Bussard, der in der Fichte schlief, wird es unheimlich, und er
schwingt sich ab.
Der Marder aber, der alle diese Störungen verursachte, ist schon
längst weiter. Er holzt quer durch die gewaltige Krone der alten,
hohlen Taterneiche am Rande der Landstraße, gewinnt von dem