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Von dem Neuen, von dem Ungewöhnlichen, von dem Unverstandenen
geht aller Reiz zur Umbildung der Gedanken aus. Wunderbar erscheint das
Neue dem, dessen ganzes Denken hierdurch erschüttert wird und in gefährliches
Schwanken gerät. Allein das Wunder liegt niemals in der Tatsache, sondert:
immer nur im Beobachter. Der stärkere intellektuelle Charakter strebt sofort
nach einer entsprechenden Umbildung der Gedanken, ohne dieselben ganz aus
ihrer Bahn drängen zu lassen. So wird die Wissenschaft zur verderblichen
Feindin des Wunderbaren, und das erregte Erstaunen weicht bald einer nötigen
Aufklärung und Enttäuschung.
Betrachten wir nun einen solchen Umwandlungsprozeß der Gedanken
im einzelnen. Das Sinken der schweren Körper erscheint als gewöhnlich und
selbstverständlich. Bemerkt man aber, daß das Netz aus dem Wasser schwimmt,
die Flammen, der Rauch in die Luft aufsteigen, so weicht der Gegensatz dieser
Tatsachen. Eine alte Lehre sucht dieselben zu erfassen, indem sie das dem
Menschen Geläufigste, den Willen, in die Körper verlegt und sagt, daß jedes
Ding seinen Ort suche, das schwerere unten, das leichtere oben. Bald zeigt es
sich aber, daß selbst der Rauch ein Gewicht hat, daß auch er seinen Ort unten sucht,
daß er von der abwärtsstrebenden Luft nur aufwärts gedrängt wird, wie das
Holz vom Wasser, weil dieses stärker ist.
Wir sehen nun einen geworfenen Körper. Er steigt aus. Wie kommt es,
daß er seinen Ort nicht mehr sucht? Warum nimmt die Geschwindigkeit seiner
„gewaltsamen" Bewegung ab, während jene des „natürlichen" Falles zunimmt?
Folgen wir aufmerksam beiden Tatsachen, so löst sich das Problem von selbst.
Wir sehen mit Galilei in beiden Fällen dieselbe Geschwindigkeitszunahme gegen
die Erde. Also nicht ein Ort, sondern eine Beschleunigung gegen die Erde
ist den Körpern angewiesen.
Durch diese Gedanken werden die Bewegungen schwerer Körper voll¬
kommen geläufig. Die neue Denkgewohnheit festhaltend, sieht nun Newton
den Mond und die Planeten ähnlich geworfenen Körpern sich bewegen, aber
doch mit Eigentümlichkeiten, die ihn nötigen, diese Denkgewohnheit abermals
etwas abzuändern. Die Weltkörper oder vielmehr deren Teile halten keine
konstante Beschleunigung gegeneinander ein, sie „ziehen sich an" im verkehrt
quadratischen Verhältnis der Entfernung und im direkten der Massen.
Diese Vorstellung, welche jene der irdischen schweren Körper als be¬
sonderen Fall enthält, ist nun schon sehr verschieden von der, von welcher wir
ausgingen. Wie beschränkt war jene und welcher Fülle von Tatsachen ist diese
angepaßt. Und doch steckt in der „Anziehung" noch etwas von dem „Suchen des
Ortes". Und töricht wäre es, diese „Anziehungsvorstellung", welche unsere
Gedanken in so längst geläufige Bahnen leitet, welche wie die historische Wurzel
der Newtonschen Anschauung anhaftet, als müßte dieselbe eine Andeutung
ihres Stammbaumes bei sich führen, ängstlich vermeiden zu wollen. So fallen
die genialsten Gedanken nicht vom Himmel, sie entstehen vielmehr aus schon
vorhandenen. ñeom-^ckort-lnsllvñ
für Internationale
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