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brett geschwungen hat, wird im nächsten Augenblick mit zerschmetterten
Gliedern auf dem Pflaster liegen. Scharf und klar gibt er das
Kommando: Sprungtuchl Rasche Hände fassen zu; schnell ist das
Tuch ausgebreitet und straffgezogen, und die durch den Qualm halb—
betäubte Frau stürzt aus der furchtbaren Höhe herab. Ein Ent⸗
setzensschrei der Zuschauer ertönt, aber das Rettungswerk ist gelungen.
Unverletzt liegt die Frau im Sprungtuch. Beruhigende Zuruse er—
tönen nun zu den übrigen, minder Gefährdeten hinauf. Pfeifensignale
erschallen, und bald klettern die gefahrgewohnten Feuermänner mit
katzenartiger Geschwindigkeit in die einzelnen Stockwerke. Mit Hilfe
von Haken⸗, Steck- und großen mechanischen Leitern dringen sie in
die Slockwerke zu den in Gefahr befindlichen Bewohnern und bringen
die Gefährdeten mit Hilfe der Rettungsapparate und Leinen in
Sicherheit. Erstickender Qualm schlägt ihnen überall entgegen; aber
die Braven sind ihres Wahlspruchs eingedenk: Gott zur Ehr', dem
Nächsten zur Wehr! Wie leicht kann außer den schon Geretteten
noch jemand besinnungslos in den raucherfüllten Räumen liegen, der
ohne rechtzeitige Hilfe dem sichern Tode geweiht wäre! Also nochmals
zurück, des eigenen Lebens nicht achtend, hinein in den Qualm, um
festzustellen, ob alles gerettet ist! Sehen kann der Mann nichts mehr,
mur fühlen. Tastend gleitet er vorwärts, das Gesicht am Erdboden,
wo er noch etwas Luft zu finden hofft, während er mit den Armen
nach allen Seiten umherfaßt. Die Augen brennen. Da greift seine
tastende Hand an etwas Weiches. Rasch faßt er zu; er hat einen
leblosen Menschen gefunden. Mit dem letzten Reste seiner Kräfte
schleppt er den Körper ans Fenster. Rasch schlingt er die Rettungsleine
um ihn, und in kurzer Zeit ist der Besinnungslose unten angelangt.
Dann kehrt der Brave noch einmal zurück und sucht die ganze
Wohnung ab, bis er seinem Offizier melden kann: „Alles abgesucht!
Niemand mehr oben!“
Nun kann auch der weniger schwierige Teil, das Bekämpfen
des Feuers, in Angriff genommen werden. Über die Leitern und in
das verqualmte Treppenhaus werden die Abteilungen mit Rohren
vorgeschickt; wo der Qualm zu stark ist, wird mit der Rauchkappe
vorgegangen. Vor zu starker Glut schützt der einem Taucher—
anzug ähnliche Feuerschutzanzug, auch Feuertaucher genannt, der
es dem Manne gestattet, in die lodernden Flammen hinein—
zugehen. Auf der Straße arbeiten die Dampfspritzen, die an
Hydranten und Brunnen oder am offenen Flusse aufgestellt sind. In
anscheinend wirrem Durcheinander liegen lange Schlauchleitungen
nach allen Richtungen hingestreckt. Aller Verkehr stockt; in langen