150 Viertes Kap. Römische Geschichte.
kamen, und zerstörten Selinus und Himera. Bald eroberten sie auch
das mächtige Agrigent, und belagerten Gela. In dieser großen Gefahr
richtete ganz Sicilien seine Augen auf das starke Syrakus, welches
aber selbst von inneren Unruhen brannte. Kein Volk, selbst die Athener
nicht, hat so schnell folgende Staatsumwälzungen, als jenes von Sy¬
rakus, erfahren. Der rührige Geist, der ihm mit allen Griechen ge¬
mein war, wurde erhöht oder mißleitet durch Reichthum und Sitten-
losigkeit, welche unbändige Leidenschaften erzeugten, und durch den
Mangel einer bestimmten Verfassung. Die Geseze, welche gerade da¬
mals der weise Diokles entworfen, waren unwirksam gegen den
Parteigeist im Volke und den wilden Ehrgeiz seiner Häupter. Hermo-
kr a t es, siegreich gegen die Feinde, verlor sein Leben im Kampfe gegen
die eigenen Mitbürger, und Dionysius, ein Mann von niederer
Abkunft, aber großen Talenten, bahnte sich durch Verrath und Ge¬
walt den Weg zum Throne (3579. 404 v. Ehr.).
Gegen diesen Dionys, der, nicht zufrieden mit Syrakus, seine Hand
nach ganz Sicilien und selbst nach Unteritalien ansstreckte, hat
Karthago äußerst blutig, in dreimal erneuertem Kriege und mit unge¬
mein abwechselndem Erfolge, gestritten. Den ersten Frieden bewirkte
eine Pest im karthagischen Heere und Meuterei unter Dionysius Trup¬
pen. Ungereizt brach ihn der Tyrann, und stürzte mit ungeheuerer
Macht auf die Karthager. Aber diese stellten ihm noch größere Heere
entgegen, schlugen ihn, und belagerten Syrakus. Eine abermalige Pest
in ihrem Lager rettete die Stadt. Nach vielem Blutvergießen wurde ein
zweiter Friede, zu Gunsten Karthago's, geschlossen. Auch im dritten
Kriege gewann dasselbe, jedoch unbeträchtlich. Dionys suchte in Groß-
gricchenland sich zu entschädigen, und eroberte, nach verzweiflungsvoller
Gegenwehr, das unglückliche Rh eg i um. Sieben und dreißig Jahre re¬
gierte Dionys, im Ganzen glücklich und glorreich; aber er wurde —
möchte es allen Tyrannen also ergehen! — seines Glückes nicht froh.
Unablässig von Mißtrauen und Furcht gequält, durch steten Aufruhr
geängstigt und Keines Menschen Freund, starb der grausame, ver¬
brecherische, jedoch den Wissenschaften — aus Eitelkeit— günstige Fürst,
wie man glaubt, vergiftet (3617. 366 v. Ehr.).
tz. 17. Timoleon.
Ihm folgte Dionys II., sein Sohn, ein Prinz von guten Anla¬
gen,^wie es scheint, aber durch die Erziehung und durch Schmeichler-
verderbt. Dion, Bruder von des älteren Dionys zweiter Gemahlin,
ein Mann von großen Gaben und Plato's Freund, leitete anfangs
des Fürsten Schritte. Plato selbst wurde an den Hof berufen, und war