Full text: Altdeutsches Lesebuch für Obersekunda (Teil 6,[1])

Vorwort. 
Das vorliegende „Altdeutsche Lesebuch" bietet in seinem ersten 
Teil mehr Texte, als in dem kurzer: Zeitraum, der gegenwärtig noch 
auf unseren höherer: Lehranstalten dem Unterricht irr: Altdeutscheri 
gewidmet ist, gelesen werden können. Dabei ist die spatere mittel¬ 
hochdeutsche Literatur unberücksichtigt geblieben, und von dein 
Gudrunliede sind nur sehr kurze Teile wiedergegeben, so werrig, daß 
die Eigenart des Merkes vielleicht nicht mehr zurr: Ausdruck kommt. 
Zu: übrigen ist bei der Auswahl der Wunsch maßgebend gewesen, 
die Grundlage für ein anschauliches Verständnis der Dichtungen 
und Dichter zu geber:. Demgemäß sind unter starker Beschränkung 
der sogenannten Aonzentrationsstoffe verhältnismäßig umfangreiche 
und geschloffene Stücke aufgenomrrren worden. Diesem Ziele entspricht 
es auch, daß die beiden großen mittelalterlicher: Lyriker neben Walter 
v. d. Vogelweide rr:ehr Raum erhielten, als sonst wohl üblich ist, 
und daß Walters Gedichte nach ihrem Inhalt in ungezwungene 
Gruppen geordnet wurden. — Daß Gtfrid fehlt, bedarf wohl kaun: 
einer Entschuldigung. So wertvoll er für die Wissenschaft ist, so 
muß doch in der Schule der Velianddichter vor ihm der: Vorrarrg 
haben. 
Die gotischen und althochdeutschen Proben verdienen zürn Teil 
weniger ihres Inhalts wegen gelesen zu werden, als um des histo¬ 
rischen Verständnisses unsrer Muttersprache willen, pat doch der 
altdeutsche Unterricht auf unseren höheren Schulen auch der: Zweck, 
einer: Einblick zu geben in Sprachentwicklung und historische Gram¬ 
matik. Deshalb ist auch der grammatische Teil ausführlicher ge¬ 
schrieben worden, als der Nächstliegende praktische Zweck unbedingt 
gefordert hätte. Das gilt vor allem von der Lautlehre. Aber der 
altdeutsche Unterricht bietet beinahe die eir:zige ungezwurrgerre 
Gelegenheit, der: Schüler in die Geheimnisse der Lautlehre, die in 
der: fremden Sprachen zienrlich unberührt bleiben müsserr, einzu¬ 
führen, und darf sich dieser freilich nicht mühelosen Arbeit schon deshalb
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.