Full text: Altdeutsches Lesebuch für Obersekunda (Teil 6,[1])

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das er sin reht alias kirahhön muossb 
daß er sein Recht gänzlich erzählen möge, 
enti imo after sinen tätin arteü'it uuerde. 
und ihm nach seinen Taten geurteilt werde. 
85 denne der gisizzit, der dar suonnan scal 
Wenn der sich setzt, der da richten soll 
enti arteillan scal toten enti quekkhen, 
und urteilen soll Toten und Lebendigen, 
denne stet dar umpi engilo menigi, 
dann steht darum (der) Engel Menge, 
guotero yomoncv8: gart ist so mihhil: 
(der) guten Männer: (der) Kreis ist so groß: 
dara quimit ze deru rihtungu so vilo dia dar ar resti arstent, 
dorthin kommen zu dem Gericht so viele, die da aus der Ruhe erstehn, 
90 so dar manno nohhein uuiht pimidan ni mak. 
wie da der Menschen keiner etwas verheimlichen nicht kann. 
dar scal denne Kant sprehhan, houpit sagen, 
da soll dann (die) Hand sprechen, (das) Haupt sagen, 
allero lido16 uuelih unzi in den luzigun vinger17, 
aller Glieder jegliches bis auf den kleinen Finger, 
nnas er untar desen mannun mordes18 kifrumita19. 
was er unter diesen Menschen Mordes verübte. 
dar ni ist eo so listic man der dar iouuiht arliugan megi, 
Da ist nicht jemals (ein) so listiger Mensch, der da irgend etwas erlügen 
95 das Er kitarnan megi tato dehheina, fmöge, 
daß er verbergen möge der Taten irgendeine, 
nis al fora demo khuninge kiehundit uuerde, 
daß es nicht alles vor dem Könige verkündet werde, 
üssan er is mit alamusanu20 furimegi 
außer daß er es mit Almosen überwinde 
enti mit fastün dio virinä kipuasti. 
und mit Fasten2^ die verbrechen büßte. 
*5. gomo — got. guma = „Mann", erhalten in „Bräutigam" — Mann der 
Braut. „Glied" aus gilid, öfter ohne die Vorsilbe: lid. Mit „Glied" verwandt 
ist „Bild" = bilidi, „Nachglied" — nachgemachtes Glied. die Bezeichnungen 
„Finger" und „Hand", auch „Zehe" sind spezifisch germanisch und etymologisch 
nicht zu erklären. (8. „Mord" bedeutete ursprünglich nur „Tod", verwandt 
mit lat. mortnns, mor8 und gr. ßgozög = „sterblich" (*[zqozos). t9- frummen, 
frumjan = „vorwärtsbringen", dann „vollbringen", auch Kommen, kramjan; viel¬ 
leicht mit „Fürst" (Superlativ = primus) verwandt. 20. bei der Einführung 
des Lhristentums aus ¿h^/uoovrrj entlehnt (vgl. S. 25t). 2t. „Fasten" verwandt 
mit „fest" = an sich halten in bezug auf Essen und Lrinken. Mit „Fastnacht" = 
„Faselnacht" (lustige Nacht) nicht verwandt. 
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