1. Entwickelung der Mark Brandenburg bis auf den Großen Kurfürsten. 189
Streitigkeiten nicht mehr durch die Waffen aus, sondern unterbreiteten
dieselben dem Schiedsgericht der Ordensobern. Abzeichen des Ordens
war eine um den Hals zu tragende Kette, an welcher das Bildnis der
Gottesmutter mit dem Jesuskinde hing. Unterhalb dieses Bildes war
ein silberner Schwan befestigt. Von dem genannten Vogel geht nämlich
die Sage, daß er sich zur Stunde seines Todes in die Lüfte erhebe und
in weithin schallenden Tönen sein Sterbelied singe. Deshalb sollte sein
Bildnis die Ordensmitglieder an ihre Sterbestunde mahnen.
Landerwerbungen. Friedrich II. war bestrebt, die Landesteile, welche
unter der Herrschaft der Wittelsbacher und Luxemburger der Mark ver¬
loren gegangen waren, wieder an dieselbe zurückzubringen. Die von
Sigismund an den deutschen Ritterorden veräußerte Neumark kaufte er
1454 zurück. Die Lehnshoheit über die im Harz gelegene Grafschaft
Wernigerode wurde wieder hergestellt. Hingegen gelang Friedrichs
Plan, die an Böhmen gekommenen Lausitzen wieder mit der Mark zu
vereinigen, nur zum Teil. Er mußte sich mit der Erwerbung der Ge¬
biete von Kottbus, Teupitz und Bärwalde begnügen.
Krieg mit Pommern. 1464 starb die Stettiner Linie der pommerschen
Herzöge aus. Beim Begräbnis des Herzogs warf der Bürgermeister
von Stettin Helm und Schild des Beerdigten mit den Worten: „Da
liegt unsere Herrschaft von Stettin!" ins Grab hinab, um damit nach
der Sitte der Zeit das Aussterben des Fürstengeschlechts zu bezeichnen.
Aber ein Ritter aus dem Trauergefolge sprang sofort nach, brachte Helm
und Schild wieder herauf und rief: „Nicht also! noch leben unsere Herren
von Pommern-Wolgast, und ihnen gehören Helm und Schild zu!"
Thatsächlich setzten sich die Wolgaster Herzöge in den Besitz des Stettiner
Landes. Aber auch Kurfürst Friedrich II., gestützt auf die alte Lehns¬
hoheit Brandenburgs über Pommern, forderte dasselbe als ein eröffnetes
Lehen. So kam es zum Kriege, der mit wechselndem Glücke geführt
wurde. Burgen und Städte wurden genommen und verloren, das offene
Land fiel der Verwüstung anheim, aber zu einer Entscheidung kam
es nicht.
Abdankung und Tod. Der geringe Erfolg der brandenbnrgischen
Waffen, noch mehr aber der Tod seines einzigen Sohnes lasteten schwer
auf dem ohnehin ernst und trübe gestimmten Gemüte des Kurfürsten.
Er entschloß sich, die unruhevolle Regierung der Mark niederzulegen
und diese seinem allein noch lebenden Bruder Albrecht Achilles gegen
das Fürstentum Bayreuth zu überlassen. In seiner Residenz versammelte
er 1470 die Stände seines Landes und gab ihnen seinen Entschluß kund.
Unter Thränen und Segenswünschen schieden Fürst und Volk, die durch
dreißig Jahre Freud und Leid getreulich mit einander geteilt hatten, von
einander. Schon im nächsten Jahre starb er auf der Plassenburg bei
Kulmbach. — Seine Liebe zur Mark, aber auch seine Mäßigung offen¬
baren sich am deutlichsten dadurch, daß er die ihm angetragenen Kronen
Polens und Böhmens ausschlug.