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Wer stärkt den Frieden im Gewissen?
Wer gibt dem Geiste neue Kraft?
Wer läßt mich so viel Gluck genießen?
Jst's nicht sein Arm, der alles schafft?
3. Schau, o mein Geist, in jenes Leben,
Zu welchem du erschaffen bist;
Wo du, mit Herrlichkeit umgeben,
Gott ewig sehn wirft, wie er ist.
Du hast ein Recht zu diesen Freuden;
Durch Gottes Güte sind sie dein.
Sieh, darum mußte Christus leiden,
Damit du könntest selig sein!
4. Und diesen Gott sollt' ich nicht ehren?
Und seine Güte nicht verstehn?
Er sollte rufen, ich nicht hören?
Den Weg, den er mir zeigt, nicht gehn?
Sein Will' ist mir ins Herz geschrieben;
Sein Wort bestärkt ihn ewiglich:
Gott soll ich über alles lieben
Und meinen 9704)^11 gleich als mich.
5. Dies ist mein Tank, dies ist sein Wille:
Ich soll vollkommen sein, wie er.
So lang' ich dies Gebot erfülle,
Stell' ich sein Bildnis in mir her.
Lebt seine Lieb' in meiner Seele,
So treibt sie mich zu jeder Pflicht;
Und ob ich schon aus Schwachheit fehle,
Herrscht doch in mir die Sünde nicht.
6. O Gott, laß deine Güt' und Liebe
Mir immerdar vor Augen sein!
Sie stärk' in mir die guten Triebe,
Mein ganzes Leben dir zu weih'n.
Sie tröste mich zur Zeit der Schmerzen,
Sie leite mich zur Zeit des Glücks,
Und sie besieg' in meinem Herzen
Die Furcht des letzten Augenblicks.
26. Bries an den Grasen M. von Brühl.
Leipzig, den 27. Dez. 1754.
Mein lieber Graf!
Um Sie für Ihren letzten, mitten unter dem Ungestüme Ihrer
Freunde und doch so schön geschriebenen Brief, so gut ich kann, zu
belohnen, so schicke ich Ihnen etliche Bogen von den Cramerschen
Psalmen und will Ihnen zugleich eine kleine Geschichte erzählen,
die Ihrem guten Herzen nicht gleichgültig sein kann. Ein junger