Full text: Mancherlei für Jung und Alt

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Landsleuten ans Augsburg, Danzig, Eßlingen, Frankfurt, Stettin, Mer¬ 
gentheim, Waiblingen berichtet, fand selbst in dein erst zwei Jahre vorher 
non der arabischen Herrschaft befreiten und noch non Arabern bewohnten 
Granada drei Buchdrucker ans Straßburg, Speier und Gerleshofen. 
Zwei andere Buchdrucker ans Nördlingen und Straßbnrg ließen sich 
auf der ungesunden afrikanischen Insel St. Thomas nieder. Unter den 
vielen deutschen Buchdruckern in Portugal wurde Valentin Ferdinand im 
Jahre 1503 zum Schildträger der Königin Leonore ernannt; alle Drucker 
erhielten dort durch Dekret des Königs Johann II. die Rechte der Edel¬ 
leute des königlichen Hauses. 
Nach Stockholm wurde „die deutsche Kunst" im Jahre 1483, iiach 
Oxford im Jahre 1485, nach Kopenhagen im Jahre 1490 verpflanzt; 
ziemlich gleichzeitig siedelten sich deutsche Meister in Krakau, in Ofen und 
anderwärts an. 
„Wie ehemals die Sendboten des Christentums hinauszogen," sagt 
Wimpheling, „so ziehen jetzt die Jünger der heiligen Kunst ans Deutsch¬ 
land in alle Lande ans, und ihre gedruckten Bücher werden gleichsam 
Herolde des Evangeliums, Prediger der Wahrheit und Wissenschaft." 
Alle edleren Geister der Zeit wollten nämlich die neue Kunst nicht 
etwa bloß als ein Geschäft zur Erzielung materiellen Gewinnes betrachtet 
wissen, sondern als ein neues Mittel christlicher Missionsthätigkeit, die 
vor allem dem Glauben, der Kirche und damit zugleich auch aller Wissen¬ 
schaft und Bildung zugute komme. Darum nannten die „Brüder vom 
gemeinsamen Leben" in Rostock in einem ihrer ersten Drucke vom Jahre 
1476 die Bnchdruckerknnst „die Lehrerin aller Künste zum Besten der 
Kirche"; sich selbst bezeichneten sie wegen ihrer Thätigkeit im Drucken als 
„Priester, die nicht durch das Wort predigen, sondern durch die Schrift". 
Überhaupt fand, gemäß dieser Auffassung des Bücherdrucks einerseits 
und gemäß der Aufgabe des Klerus andererseits, die neue Kunst gerade 
unter diesem die rührigsten und kenntnisreichsten Unterstützer. 
So waren, um nur einige Beispiele anzuführen, die thätigsten Helfer 
des Johann Amorbach in Basel dessen gelehrte Freunde ans dem Minoriten- 
und Kartäuserorden; der große deutsche Scholastiker Johann Heyulin 
von Stein brachte im Jahre 1470 die ersten Buchdrucker, die sogenannten 
Alamannischen Brüder, nach Paris und stand ihnen eifrigst in ihrem Be¬ 
rufe zur Seite; ein anberev Professor der Theologie, Andreas Frisner 
von Wnnsiedel, war der erste, der in Leipzig die Bnchdrnckerkunst aus¬ 
übte. Man wird kaum in einer größern deutschen Stadt eine Druckerei 
antreffen, an der nicht Geistliche in irgend einer Weise sich thätig erwiesen. 
Ein Gleiches ist in den andern Ländern der Fall. Es ist bekannt, daß 
beispielsweise die deutschen Drucker Schweynheim und Pannartz guerft in
	        
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