Full text: Dichtung des Mittelalters (Teil 1)

§ 24. Aus Freidanks Bescheidenheit. 
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Vom Spiele. 
Vom Spiele kommt zu mancher Zeit 
Fluch und Zorn im Wettestreit. 
Spiel thut manchen Leuten leid: 
Es lehrt sie Verschlagenheit; 
Wenig Zucht ist dabei 
Und bleibt vor Schaud' auch selten frei. 
Durch Spielen hebt sich große Not, 
Vom Spielen bleibt auch mancher tot. 
vom vlcnst. 
Nelle Besen kehren wohl, 
Eh' sie Staubes wurden voll. 
Neuer Diener Gleiches thut; 
Gar willig ist sein erster Mut. 
Von Kccht und Unrecht. 
Wer Unrecht läßt für Recht gescheh'n, 
Der muß vor Gott zu Rechte steh'n. 
Vor Gott wird sein nicht wohl gedacht, 
Der da Recht zu Unrecht macht. 
Vom Älter. 
Singen, springen soll die Jugend, 
Die Alten malten alter Tugend. 
Haben Alte jungen Mut, 
Die Jungen alten, thut's ilichr gut. 
Der Jungen Lob wird's mehren, 
Wenn sie das Alter ehren; 
Doch große Tugend ist's des Alten, 
Der Jugend was zu gut zu halten. 
Wer seines Mundes hat Gewalt, 
Der mag mit Ehren werden alt. 
von Ädel und Tugend. 
Eine Tugend liebt die andre Tugend; 
Eine Jugend auch die andre Jugend. 
So in Alter als in Jugend 
Ziemt nichts so sehr, als Zucht und 
Tugend. 
Es frommt nicht furchtlose Jugend: 
Niemand ist edel ohne Tugend. 
Wer ohne Furcht wird erzogen, 
An dem ist Tugend betrogen. 
Wer Tugend hat, ist wohlgeboren; 
Ohne Tugend Adel gar verloren. 
Wer da eigen oder frei, 
Ob von Geburt nicht edel sei, 
Er soll sich edel machen 
Mit tugendlichen Sachen.
	        
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