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C. Kanon auswendig zu lernender Gedichte.
4. Wir sind des Herrn. So wird er uns bewahren
Im letzten Kampf, wo andre Hilfe fern;
Kein Leid wird uns im Tode widerfahren;
Das Wort bleibt ewig wahr: Wir find des Herrn.
81. Geduld. IX.
1. Es zieht ein stiller Engel
Durch dieses Erdenland;
Zum Trost für Erdenmängel
Hat ihn der Herr gesandt.
2. In seinem Blick ist Frieden
Und milde, sanfte Huld;
O, folg' ihm stets hieniedeu,
Dem Engel der Geduld!
3. Er führt dich immer treulich
Durch alles Erdenleid
Und redet so erfreulich
Von einer schönern Zeit;
6. Er macht die finstre Stunde
Allmählich wieder hell;
Er heilet jede Wunde
Gewiß, wenn auch nicht schnell.
7. Er zürnt nicht deinen Thränen,
Wenn er dich trösten will;
Er tadelt nicht dein Sehnen,
Nur macht er's fromm und still.
8. Und wenn in Sturmestoben
Du murrend fragst: „Warum?"
So deutet er nach oben,
Mild lächelnd, aber stumm.
4. Denn willst du ganz verzagen,
Hat er doch guten Mut;
Er hilft das Kreuz dir tragen
Und macht noch alles gut.
9. Er hat für jede Frage
Nicht Antwort gleich bereit;
Sein Wahlsprnch heißt: „Ertrage,
Die Ruhstatt ist nicht weit!"
5. Er nmcht zu linder Wehmut
Den herbsten Seelenschmerz
Und taucht in stille Demut
Das ungestüme Herz.
10. So geht er dir zur Seite
Und redet gar nicht viel
Und denkt nur in die Weite
An's schöne, große Ziel.
Julius Sturm.
82. Mein Unterland. IV.
\. Dem Land, wo meine Wiege stand,
Ist doch kein andres gleich;
Es ist mein liebes Vaterland
Und heißt — das Deutsche Reich.
2. Wie lieblich sind hier Berg und
Thal,
Die Wälder wie so schön,
Wie lockend auch im Sonnenstrahl
Die rebumkränzten Höhn!
3. An Städten rauscht vorbei der
Strom,
Trägt reicher Kaufherrn Gut,
Und freundlich spiegelt Burg und Dom
Sich in der blauen Flut.
4. Mein Kaiser aber thront als Held
In tapfrer Heldenschar
Und führt in seinem Wappenseld
Den sieggewohnten Aar.