Full text: Dichtung des Mittelalters (Teil 1)

§ 23. Walther von der Vogelweide. 
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dar an gedenket, ritter, ez ist iuwer dine : 
ir traget die liehten helme und manegen herten rinc, 
dar zuo die vesten schilte und diu gewihten swert! 
wolte got, waer’ ich der sigenünfte wert ! 
sò wolte ich nòtic man verdienen riehen solt. 
joch meine ich niht die huoben noch der hèrren golt: 
ich wolte selbe kröne éweclìchen tragen; 
die möhte ein soldenaere mit sime sper bejagen. 
möht’ ich die lieben reise gevaren über sé, 
sö wolte ich denne singen „wol“ und niemer mère „owe“, 
niemer mère „owè“! 
Erwägt's und seid, ihr Ritter, eurer Pflicht bereit! 
Ihr'tragt die lichten Helme und geht im Panzerkleid 
Und führt die festen Schilde und ein geweihtes Schwert. 
Wollte Gott, ich wäre des hohen Sieges wert! 
Dann wollt' ich armer Mann verdienen reichen Sold: 
Nicht Hufen Landes mein' ich, noch der Fürsten Gold; 
Dann trüg' ich selbst die Krone einst im Engelheer, 
Die könnte wohl ein Söldner erwerben mit dem Speer, 
Dürft' ich die liebe Reise vollführen über See, 
So wollt' ich singen: Wohl, o wohl! und nimmermehr: O weh! 
Nimmermehr o weh! (Storck.) 
Lrrustied. 
Vii süeze waere minne, 
berihte kranke sinne ; 
got, durch din anbeginne 
bewar die kristenheit! 
Du süße wahre Minne, 
Geleite schwache Sinne: 
Bei deinem Anbeginne 
Hilf, Sohn, der Christenheit! 
din kunft ist frönebaere 
übr al der werlte swaere : 
der weisen barmenaere, 
hilf rechen disiu leit ! 
Der uns zum Heil gesendet. 
Der Erde Weh gewendet, 
Der Waisen Tröstung spendet: 
Hilf rächen dieses Leid! 
erloeser üz den Sünden, 
wir gern zen swebenden linden; 
uns mac din geist enzünden, 
wird riuwic herze erkant. 
din bluot hat uns begozzen, 
den himel üf geslozzen: 
nü loeset unverdrozzen 
daz erebernde lant. 
verzinset lip und eigen, 
got sol uns helfe erzeigen 
Erlöser aus den Sünden, 
Hilf uns dein Reich begründen: 
Dein Geist mag uns entzünden: 
Wenn er uns reuig fand. 
Dein Blut hat uns begossen, 
Den Himmel aufgeschlossen: 
Nun löset unverdrossen 
Des Sohnes Heimatland. 
Verpfändet Gut und Leben, 
Gott wird uns Hilfe geben,
	        
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