Full text: Dichtung des Mittelalters (Teil 1)

§ 23. Walther von der Vogelweide. 
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und swer dheine schult hie lät 
unverebenet, wie der stät 
dort, da er pfant noch bürgen hat! 
Ir enlät iuch niht verdriezen 
daz ich noch gesprochen hän. 
so wil ich die rede besliezen 
kürzlich und iuch wizzen län : 
swaz got mit der werelt ie 
wunderliches noch begie, 
daz huop sich und endet hie. 
Kristen, juden unde beiden 
jehent, daz diz ir erbe si: 
got müez’ ez ze rehte scheiden 
durch die sine namen dri. 
al diu werelt stritet her: 
wir sin an der rehten ger, 
reht ist daz er uns gewer. 
Wessen Schuld nicht Sühne fand, 
Weh, wie hart ist dessen Stand, 
Wo nicht Bürge gilt noch Pfand. 
Habt ihr euch gefallen lassen. 
Was euch dargetan mein Mund, 
Will ich kurz zusammenfassen 
Nun die Red' und tun ench kund: 
Was da Wunders Gott ersann 
Und die Welt von ihm gewann. 
Endet hier, wie's hier begann. 
Sagen Christen, Juden, Heiden, 
Dieses Land — ihr Erbe sei's: 
Gott, so wolle du's entscheiden, 
Deiner Drei und Eins zu Preis. 
Rechten will hier alle Welt; 
Unser Recht ist aufgehellt, 
Recht ist, wird's uns zugestellt. 
(Storck.) 
Fus dem Marieulcich. 
Got, dîner trinitate, 
die ie beslozzen hâte 
din fürgedanc mit rate, 
der zehen wir mit driunge : 
diu drie ist ein einunge. 
Ein got, der höhe hère 
(sin ie selbwesendiu ère 
verendet niemer mère) : 
der sende uns sine 1ère. 
uns hat verleitet sêre 
die sinne üf manege sünde 
der fürste üz helle abgründe. 
Sin kraft von dîner kraft verzaget, 
des si dir iemer lop gesaget 
und ouch der reinen süezen maget, 
von der uns ist der #un betaget, 
der ir ze kinde wol behaget. 
Wol uns, daz si ie getruoc, 
der unsern tôt ze töde sluoc ! 
mit sinem bluote er abe twuoc 
den ungefuoc, 
den Even schulde uns brähte. 
Hense, Lesebuch. I. 4. Aufl. 
Gott, dein dreieinig Wesen, 
Das du dir selbst erlesen 
Und immer ist gewesen. 
Das preisen wir dreifältig. 
Doch ewig eingehaltig. 
Dich Gott, den hohen, hehren. 
Du selbst dir höchste Ehren, 
Kaun nicht der Tod Versehren; 
O send uns deine Lehren: 
Verlocken und verkehren 
Will uns das Herz zur Süude 
Der Fürst der Höllenschlünde. 
Er steht vor deiner Kraft verzagt. 
Des sei dir ewig Lob gesagt 
Und auch der reinen, süßen Magd, 
Durch die das Licht uns hat getagt: 
Der Sohn, der ihr zum Kind behagt. 
Nun Heil uns, daß sie den gebar, 
Der unsers Todes Töter war! 
Sein reines Blut wusch von uns gar 
Der Sünden Schar, 
Die Evens Schuld uns brachte. 
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