Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

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5 Der Freunde Ruh’ blieb ungestört; 
sie schwammen, flogen, wie sie wollten, 
bis, wenn der Abend eingekehrt, 
zum Schlaf sie in das Schilf sich trollten. 
Sie hatten niemals sich entzweit, 
io wiewohl sie gerne disputierten; 
doch endlich kam’s zu heft’gem Streit, 
den sie im Ufergrase führten. 
Die eine hieß die andre „Narr“; 
die nahm alsbald den Freund beim Kragen, 
15 und dieser, erst vor Schrecken starr, 
sprang an, die Sache auszutragen. 
Sie rauften sich und bissen sich 
und schmetterten wie zwei Trompeten, 
im Umsehn war elendiglich 
20 das gute grüne Gras zertreten. 
Wer weiß, wozu es noch gekommen, 
wenn nicht ein Fuchs, der seitlich schlich, 
von ohngefähr den Zank vernommen. 
Jetzt rief der Schelm: „So zähl’ auf mich! — 
25 „Halt ihn! Ich komme dir zu Hilfe! 
Dich ,Narr‘ zu nennen — unerhört!“ 
und schmunzelnd trabt’ er her zum Schilfe. 
Die Ente, so im Kampf gestört, 
ließ rasch den Gegner los und sprach : 
30 „So, alter Spitzbub’, nur gemach! 
Du wirst vom Zank nichts profitieren! 
Dem Freund sei, was er sprach, verziehn! 
Zu oft als Freund erprobt’ ich ihn; — 
sollt’ ich ihn um ein Wort verlieren? 
35 Wohl mir, daß dich zu rechter Frist 
der Himmel, mich zu mahnen, wählte, 
wie weit ein Feind verschieden ist 
vom Freund, der sich einmal verfehlte!“ 
Sie flog empor, der Freund schoß in den Grund, — 
40 der Fuchs kam an und — wischte sich den Mund. 
7. Der Hdler tut es auch» Von frida Schau*. 
Kinderlieder. Leipzig o. J. (1908). 8. 100. 
1. Zaunkönig sprach: „Nicht mehr im Blütenzaune 
bau' ich mein kleines Nest!
	        
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