Full text: Darstellender Anschauungsunterricht

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Im dritten Schuljahr aber dürfen wir uns wohl schon 
dem Dampfer anvertrauen, der uns die Freuden der Wasserfahrt er- 
fahren läßt und uns hinausführt ins Weite. Glücklich sind die Kinder, 
denen der Weg ins Freie unmittelbarer gestattet ift als den Be- 
wohnern unserer Millionenstädte. Aber auch das Stadtleben ift ein 
wunderbares Objekt. Von einer gesicherten Stelle im Straßenver- 
kehr, von einer Insel aus sehen wir uns die verschiedenen Fuhrwerke 
an, beobachten die Haltung und den Gang der Pferde; die ver- 
schiedenen Gefährte erregen unsere Aufmerksamkeit; wir orientieren 
uns von einer Brücke aus über die Lage der Stadtteile, schauen am 
Hafen den Arbeiten des Kranes zu, wie Kohlen, Mehl, Korn, Sand, 
Holz u. a. m. gehoben und geborgen werden. Es gibt in der Groß- 
stadt unendlich viel Gelegenheit, genaue Beobachtungen zu sam- 
meln. 
Zu den Ausflügen, die in jedem folgenden Jahre einen wei- 
teren Kreis der Heimat erschließen, kommen die häuslichen B e- 
obachtungsaufgaben. Man kann nicht immer mit einer 
Schulklasse zum Handwerker gehen und ihm zuschauen; aber man 
kann den Schülern Beobachtungsaufgaben mit nach Haufe geben. Wie 
der Schneider gemessen und welche Maße er genommen hat, wissen 
die Kinder nach solchen Aufgaben ganz genau. Man muß freilich 
zur Vorbereitung einmal gelegentlich längere Zeit vor der Behandlung 
des Themas auf das Beachtenswerte hinweisen. Wie solche Auf- 
gaben anregen, kann man aus dem Spiel beobachten, bei dem die 
Nachahmung in vielen Fällen den Erfolg anzeigt. Holz- und Kohlen- 
platz, Baugrube, Malergerüst, Schuhmacherwerkstatt, Gemüseladen, 
Bäckerei, Straßenbau u. a. m. bieten des Interessanten und Lehr- 
reichen genug für solche häusliche Arbeit, bei der gern Vater oder 
Mutter oder ältere Geschwister die Führerrolle übernehmen. 
Der Unterricht, der dem Ausflug oder der Beobachtungsaufgabe 
nachfolgt, hat dann nur noch die Rolle des Sammelns und 
O r d n e n s vorzunehmen. Der große Vorteil des gemeinsamen Be- 
obachtens liegt darin, daß ein einheitliches Material zur 
Verarbeitung vorliegt. Man soll sich nicht über den Erfolg täuschen, 
der dabei herausspringt, wenn ohne eine kontrollierbare An- 
schauung Themen besprochen werden, zu denen jedes Kind seine 
bezüglichen Beobachtungen herzuträgt. Solch ein aus dem Stegreif 
vorgebrachtes Material klärt und bereichert im günstigen Falle dieses 
und jenes Kind; eine reinliche und zusammenhängende Klassenleistung 
kommt aber dabei nicht zustande. Eine solche entsteht nur, wenn 
die Gesamtheit der Schüler bei der sinnlichen Begründung a k- 
t i v e n Anteil hat. Man sammle die Vorstellungen über das 
Bauen eines Schneemanns und lasse die Kinder die Einzelheiten be¬ 
richten, oder man gehe zur günstigen Gelegenheit auf den Hof und
	        
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