gegründete „Hamburg-Amerika-Linie" und der im Jahre 1857 ins 
Leben gerufene „Norddeutsche Lloyd". Ein Blick in den Betrieb dieser 
Gesellschaften läßt uns ahnen, wie alle Verhältnisse der Seeschiffahrt 
ins Riesenhafte gehen. Die „Hamburg-Amerika-Linie" besitzt nicht 
weniger als 331 Schiffe mit 764551 Registertonnen ©ehalt; 149 große 
Ozeandampfer (mit 725 399 Registertons) ziehen unter ihrer Leitung 
ihre Bahnen in alle Welt. Riesenhaft sind die Maschinenkräfte, welche 
die Schiffe besitzen. Auf den Schiffen der Hamburg-Amerika-Linie 
arbeiten annähernd soviel Pferdekräfte, als in sämtlichen Maschinen¬ 
betrieben der 33 deutschen Großstädte, auf dem Schnelldampfer 
„Deutschland" mehr als in der ganzen Stadt Hamburg. 35 600 Pferden 
entsprechen die Maschinenkräfte der „Deutschland", mehr Pferden, als 
die gesamte deutsche Artillerie zum Vorspann und Reiten zur Verfügung 
hat. Über 331 000 Reisende hat die Gesellschaft im Jahre 1904 be¬ 
fördert, dazu gegen 5 000 000 cbm Ladung. Das größte aller bis jetzt 
erbauten Schiffe, die „Kaiserin Augusta Viktoria", hat eine Länge von 
214 in, die Wasserverdrängung ist 42 500 t, die Tragkraft beträgt 
21 000 t. Das Schiff hat 5 verschiedene Decks, darunter 3 Promenaden¬ 
decks, und kann 600 Personen in der ersten, 300 in der zweiten, 250 
in der dritten Klasse und außerdem noch 2300 Menschen im Zwischendeck 
mit sich nehmen. Rechnet man dazu die Mannschaft von 550 Köpfen, 
so haben also auf dem Schiffe 4000 Personen Platz. Die Schiffe der 
Gesellschaft haben einen Wert von 150 Mill. Mars; 10 000 Seeleute 
dienen als Bemannung auf den Schiffen und fast ebensoviel in den 
Kontoren und Werkstätten an Land. Der Norddeutsche Lloyd ist eine 
der Hamburg-Amerika-Linie ebenbürtige Gesellschaft. Keine der aus¬ 
ländischen Gesellschaften kommt beiden an Größe und Leistungsfähig¬ 
keit gleich. 
Die Zahl aller deutschen Seeschiffe mit einem Laderaum von über 
50 t beträgt 4156 mit einem Inhalte von 2,3 Mill. Netto-Register- 
tonnen. Der Anteil der deutschen Handelsflotte an der Eesamttrag- 
fähigt'eit aller Welthandelsschiffe macht mehr als 10 o/o aus, wobei sie 
an zweiter Stelle steht. Die Zahl der jährlich aus deutschen Seehäfen 
abgehenden Schiffe beträgt 68 000, die Zahl der beladenen Schiffe, 
die in deutschen Seehäfen ankommen, beläuft sich auf über 80 000. 
Die Haupthäfen der deutschen Seeschiffahrt sind: Hamburg mit Kur- 
hafen, Bremen mit Bremerhaven, Stettin mit Swinemünde, Danzig 
mit Neufahrwasser, Königsberg mit Pillau und Lübeck. 
Die eigentliche Hochstraße unseres Handels ist der Ozean ge¬ 
worden. Die deutschen Handelsdampfer tragen die deutsche Flagge in 
Ehren durch alle Meere, und sie bewegen jährlich Waren im Werte von 
mehr als 7 Milliarden Mark über See in Ausfuhr und Einfuhr des 
Deutschen Reiches. Auf die Entwicklung der Schiffahrt kann die deutsche 
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