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5. Es sprach der Wirt voll Reue: „Wie ist es mir so leid! 
Ich wollte gern dich retten; doch nun ist's nicht mehr Zeit." 
Da rief der Kaiser zürnend: „Verderben diesem Ort, 
wo fallen soll ein Kaiser durch feigen Meuchelmord! 
Gott schütz' die deutsche Krone, Gott schütz' die Seele mein! 
10. Und muß ich heute sterben, so soll's in Ehren sein." 
Da rief ein Ritter flehend und kniete hin vor ihn: 
„Herr Kaiser, eine Gnade, die werde mir verlieh'n!" 
„Mein Reich," sprach Barbarossa, „das wird im Grab bald sein, 
drum will ich gern gewähren, kann ich noch 'was verleih'n." 
J">. „Das Größte," sprach der Rit¬ 
ter, „hast, Kaiser, du gewährt; 
für dich den Tod zu leiden, 
das ist's, was ich begehrt." 
Des Kaisers Purpurmantel hat 
er draus umgetan, 
und legte dann ihm selber des 
Dieners Kleider an. 
Der Kaiser ging von dannen, 
den Wächtern rief er zu: 
). „Bin Barbarossas Diener, laßt 
ziehen mich in Ruh. 
Die Herberg zu bereiten, ward 
ich voransgesandt, 
sein Nahen soll ich künden da¬ 
heim im Vaterland." 
Da ließen sie den Kaiser zum 
sichern Tor hinaus; 
sie selber aber brachen um Mit¬ 
ternacht ins Haus. 
>. Sie traten vor den Ritter, der 
dort als Kaiser schlief; 
sie stießen ihre Schwerter ihm 
in das Herz so tief. 
„Nun fahre heim, du Kaiser!" 
so rief die wilde Schar; 
nicht wußte ja die böse, daß er 
gerettet war, 
gerettet durch die Treue, die 
litt den Opsertod, 
30. die kühn die Brust den Mördern für ihren Kaiser bot. 
Mit Kränzen deutscher Eichen schmück' ihn, mein Vaterland! 
Hartmann von Siebeneichen, so ist der Held genannt.*) 
Streckfuß. 
*) Nach der Geschichte haben die Bürger Susas dem Hartmann von Sieben¬ 
eichen um dieser seltenen Treue willen das Leben geschenkt.
	        
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