Der erste Kreuzzug 1096 —1099.
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vor allen anderen die Dome zu Mainz, Speier und Worms, die freilief) erst
in der folgenden Zeit vollendet wurden.
Der erste Kreuzzug. lüDti —1099.
§ 61. Der erste Kreuzzug. In der Zeit, als der erste der großen
Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum ausgefochten wurde, entstand die
große religiöse Erregung der christlichen Völker des Abendlandes, welche zun:
ersten KreuWg sührte. Von jeher waren Wallfahrten nach dem Vorgeschichte
heiligen Lands, um an Christi Grabe zu beten und seine Sünden zu büßen, Kreuzzüge,
in der Christenheit Brauch gewesen; sie hatten auch unter der Herrschaft der
Araber, die seit dem siebenten Jahrhundert im Besitze Palästinas waren,
fortgedauert, ohne daß die Pilger wesentlich belästigt worden wären. Aber
seit die seldschuckischen Türken Palästina erobert hatten, wurde es
anders, und die Christen hatten Mißhandlungen und Grausamkeiten zu er-
dulden. Unter diesen Umständen regte sich der Gedanke, durch eine ge-
meinsame kriegerische Unternehmung die heiligen Stätten zu befreien. Der
ritterliche, kampflustige Adel, der das Abendland erfüllte, von der religiös-
schwärmerischen Stimnmng der Zeit ergriffen, zugleich nach abenteuerlichen,
beutereichen Fahrten in weite Ferne verlangend, nahm die Anregung mit Be-
geisterung auf. Die Päpste aber förderten den Plan, weil er eine un-
geheure Erhöhung der kirchlichen Macht versprach. Schon Gregor VII. hatte
an einen Zug nach dem Orient gedacht. Urban II. berief im Jahre 1095
ein Konzil nach der Stadt Clörmont im mittleren Frankreich. Dort Konzil von
trat nach ihm der Einsiedler Peter von Amiens auf, von dem die Sage
erzählte, ihm fei im heiligen Lande Christus erschienen und habe ihm den
Auftrag gegeben, dm Befehl zur Befreiung des heiligen Landes dem Papste
zu überbringen. Und in solche Erregung wurde die Menge versetzt, daß sich
Tausende mit dem Ausruf „Gott will es" das Kreuz anhefteten und sich da¬
durch zur Teilnahme an dem Zuge verpflichteten.
Die ersten ungeordneten Scharen freilich, die unter Peter von
Amiens und dem Ritter Walter von Habenichts nach Osten zogen
und zum großen Teil aus Gesindel jeder Art bestanden, erreichten nicht einmal
das Ziel ihrer Fahrt; wer nicht auf dem Marsche das Leben einbüßte, verlor
es unter den Schwertern der Türken in Kiemasien. Dann aber zogen im Herste
Frühjahr 1096 auf verschiedenen Wegen wohlgerüstete Ritterheere dem zum
Versammlungsort bestimmten Konstantinopel zu; kein König zog mit, wohl
aber hohe Adlige, zumeist französischer Herkunft, doch auch ein deutscher Fürst,
Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen. Auf
griechischen Schiffen fetzten die Kreuzfahrer über den Bosporus nach Klein-