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Die Zeit des heiligen Bundes. 
Rücksicht auf Confessionsunterschiede geschlossenen heiligen Bunde gelobten die 
drei Herrscher „gemäß den Worten der heiligen Schrift, die allen Menschen be¬ 
fiehlt sich als Brüder zu lieben, durch die Bande der wahren und unauflöslichen 
Bruderliebe verbunden zu bleiben, sich stets Beistand und Hülfe zu leisten; ihre 
Unterthanen als Familienvater zu beherrfchen, die Religion, den Frieden und die 
Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Sie betrachten sich nur als Glieder einer und 
derselben christlichen Nation, von der Vorsehung beauftragt, die Zweige Einer 
Familie zu regieren. Sie fordern alle Machte auf, die gleiche Grundsätze aner¬ 
kennen, diesem heiligen Bunde beizutreten." — Durch den heiligen Bund suchte 
man der Politik eine christlich-religiöse Grrindlage zu geben, that aber dem Chri- 
stenthum Gewalt an, indem man dasselbe zum Träger der monarchischen Form 
in möglichster Unbeschränktheit machte, nicht beachtend, daß die Religion des lau¬ 
tern Evangeliums mit allen Staatsformen bestehen kann , und suchte weniger 
die christliche Moral als die religiöse Gläubigkeit und äußere Frömmigkeit zu för¬ 
dern. Mochten auch bei dem weichen, erregbaren, für das Hohe und Gute nicht 
unempfänglichen Kaiser Alexander und bei dem gemüthvollen, frommen König 
F rie d ri ch W ilh e lm religiöse Motive und edle Vorsätze zum Grunde gelegen 
haben, so gab dagegen der Beitritt des prosaischen, phantasielosen Kaisers 
Franz, und der Einfluß seines diplomatisch - klugen Rathgebers Metternich, 
welche schon während des Kampfes gegen Napoleon mit Sorge auf den neuen 
Aufschwung und die Volkserhebung geblickt und das freisinnige Verfahren ihrer 
fürstlichen Bundesgenossen mißbilligt hatten, dem Bunde bald jene reactionäre 
Richtung, durch die er als Heuchelei erschienen und zum Fluche der Völker gewor¬ 
den ist. Ueber ein Jahrzehnt stand Europa unter dem Einfluß der heiligen Allianz; 
Unterdrückung aller Revolutionsideen durch Bekämpfung des Grundsatzes der 
Volkssouveränetät und des Strebens nach demokratischen Verfassungsfornien, 
Erhaltung des bestehenden Zustandes oder Rückführung des Alten, Hebung des 
Conqrcfi monarchischen Princips und der Regierungsgewalt durch Festigung der patriar- 
v. Aechen chalischen Verhältnisse zwischen dem Landesherrn und den Unterthanen, dies und 
Lavbnch Anderes war das vornehmste Ziel derselben. Und damit die Erinnerung daran 
1821.' stets lebendig bliebe, wurden von Zeit zu Zeit Fü r st en c o n g resse (zu Aachen, 
^822^ Laybach, Verona) angeordnet, zur Berathung der Mittel, wie das unter 
i £cc Metternichs Einwirkung ausgestellte Ziel in allen Ländern erreicht werden könne. 
1825. Der Tod des Ka i se rs A lexan d er raubte dem heiligen Bunde die wichtigste 
Stütze und bereitete die gänzliche Zertrümmerung des Baues durch die folgen¬ 
reiche Julirevolution vor, die in Frankreich ein „Bürgerkönigthum" mit dem 
Grundsatz der Volkssouveränetät ins Dasein rief und die Schöpfung des Wiener 
CongresseS durch die Losreißung Belgiens vom Königreich der Niederlande und 
durch die Erhebung Polens gegen Rußlands Oberherrschaft erschütterte. 
Kirchliches. Die römische Curie ließ sich nicht von der Idee christ¬ 
licher Toleranz Hinreißen. Während die drei Monarchen ohne Rücksicht auf 
Confessionsverschiedenheit sich die Hand zum Bruderbund reichten, erklärte der 
Papst die protestantischen Bibelgesellschaften für eine Pest und ries durch eine Bulle 
18143’ dm Jesuitenorden ins Leben zurück. Offen oder versteckt zogen die Väter 
Jesu bald wieder in die meisten katholischen Länder Europa's ein (Italien, 
Schweiz, Belgien, Irland, Oestrcich, Frankreich u. a.), bemächtigten sich des 
Jugendunterrichts und streuten aufs Neue den Samen confessioneller Zwietracht. 
Als Gegenmittel gegen den aufstrebenden demokratischen Geist des nach Aufklä¬ 
rung trachtenden Volkes erlangten die Jesuiten und alle Förderer und Träger der 
hierarchischen, aufHemnmng des vorwärts eilenden Zeitgeistes gerichteten Bestre-
	        
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