Full text: Sieben Bücher deutscher Dichtungen

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Alte Zeit. 
Da focht, Helden gleich, 
Keiner so wie Ludwig, 
schnell und kühn, 
das war ihm angestammt. 
Den einen durchschlug er, 
den andern durchstach er. —- 
Er schenkte zu Handen 
seinen Feinden 
bitteres Leides: 
so weh ihnen hier des Lebens. 
Gelobet sei die Gottes Kraft! 
Llldwig ward sieghaft, 
gab allen Heiligen Dank, 
sein ward der Siegeskampf. 
Da hier aber Ludwig 
(der) König war gesegnet 
ganz so sehr er hier war 
So wahr, als dessen Noth war, 
Erhalte ihn, Herr, bei seiner Herrlichkeit. 
II. Geistliche Porste. 
1. Das Wesjobrunner Gebet. 
Ein um 860 in Prosa und Stabreimen ausgezeichnetes und nachmals in dem bayerischen Kloster 
Wessobrunn (Weihenbrunn) handschriftlich aufgefundenes Gebet, an welches sich eine kurze Schöpfungs¬ 
geschichte anknüpft, deren Eingang sich, wie auch das Hildebrandslied, auf die Sage anderer Männer, 
d. h. auf die lebendige Überlieferung beruft. 
Das vernahm ich unter den Menschen (als) der Wunder größtes, 
da (die) Erde nicht war, noch (der) Himmel darüber, 
noch Banin, noch Berg (nicht) war 
noch nirgend etwas, . . . noch (die) Sonne nicht schien, 
noch (der) Mond nicht leuchtete, noch der Meer-See. 
Als da nichts (nicht) lvar Enden noch Wenden 
(und) da loar der eine allmächtige Gott, 
der Männer mildester; und da waren and; manche 
mit ihm göttliche Geister. Und Gott heilig, 
Gott allmächtig, du Himinel und Erde wirktest 
und dll dem Menschen so manch Gut gabst, 
gieb mir in deiner Gnade rechten Glauben, 
uild guten Willen, Weisheit und Klugheit, 
und Kraft (den) Teufeln 
zu widerstehen und Arges zu vertreiben, 
und deinen Willen zu wirken (thun). 
2. Aus dem „Heliand." 
Ein vorzügliches Werk, auf Veranlassung Ludwigs des Frommen um 830 von einem berühmten 
sächsischen Säuger, einem Bauer, gedichtet, der überdies durch göttlichen Ruf dazu bestimmt ward. Es 
stellt diese ,, Eoa n gelieuh arm onie " das Wirken Christi in durchaus volkstümlicher Weise und 
in d r altdeutschen Form des Stabreimes dar. Der Herr tritt zugleich als Lehrer und Fürst auf; 
das ganze Gedicht aber zieht an durch Krafi, Würde und warmes Erfassen des Christentums. Die 
Sprache ist niederdeutsch. 
„Weissagungen von der Zerstörung des Tenipels und 
d e in j ü n g st e n Gericht." 
(Es) erging sich da der Gotles Sohn, 
uno seine Jünger mit ihm, 
(der) Waltende von dem Tempel, 
ganz sowie sein Wille (war,) ging (er). 
Auch ihm aus den Berg stieg (er) 
(der) Geborene (des) Herrn, 
setzte sich dort init seinen Gesellen 
und ihnen sagte viele 
wahrer Worte. 
Sie begannen ihm darauf vom Tem¬ 
pel zu sprechen, 
sagten, daß nicht wäre herrlicher
	        
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