Full text: Sieben Bücher deutscher Dichtungen

TIeuefte Zeit. (1830—ISSO). 
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Jetzt ist kein Zaudern nütze, 
Jetzt heißt es: dran und drauf! 
Schon spielen die Geschütze 
Tallards zum Kampf uns auf." 
Er wirft sich aus die Franzen, 
Marlbrough bleibt nicht zurück; 
Bei Hochstedt an den Schanzen 
Das ward ihr Meisterstück. 
Wohl kracht's von Wall und Turme, 
Wohl sinken Roß und Mann, 
Doch vorwärts gebts im Sturme, 
Die Feldherrn hoch voran. 
Im dichten Kugelregen, 
Den Degen in der Hand, 
Erklimmen sie verwegen 
Des Lagers steilen Rand. 
Da packt den Feind ein Grausen, 
Da weicht er fern und nah, 
Und hinter ihm mit Brausen 
Erschallt's: Viktoria! 
Und wie des Kaisers Reiter 
Nachrasseln Stoß auf Stoß, 
Da frommt kein Haltruf weiter, 
Geworfen ist das Los. 
Ersiegte Fahnen prangen 
Zweihundert an der Zahl, 
Man bringt daher gefangen 
Tallard, den General. 
Doch abends, als die Flaschen 
Im Kreis ums Feuer gehn, 
Da zieht aus seiner Taschen 
Sein Brieflein Prinz Eugen. 
Studiert's und. reicht's dem Briten; 
Der blickt hinein und lacht: 
„Parbleu! Die Herrn verbitten 
In Wien sich jede Schlacht. 
Rur kluge Retirade 
Sauvir' uns, meint der Wisch; 
Erlej ner Senf! Nur schade 
Für diesmal Sens nach Tisch!" 
E. v. Geibel. 
Die Goldgräber. 
Sie waren gezogen über das Meer, 
Nach Glück und Gold stand ihr Begehr, 
Drei wilde Gesellen, vom Wetter gebräunt, 
Und kannten sich wohl und waren sich freund. 
Sie hatten gegraben Tag und Nacht 
Am Fluß die Grube, im Berg den Schacht; 
In Sonnengluten und Regengebraus, 
Bei Durst und Hunger hielten sie aus. 
Und endlich, endlich, nach Monden voll Schweiß, 
Da sah'n aus der Tiefe sie winken den Preis, 
Da glicht' es sie an durch das Dunkel so hold, 
Mit Blicken der Schlange das feurige Gold. 
Sie brachen es los aus dem finsteren Raum, 
Und als sie es faßten, sie Huben es kaum, 
Und als sie's wogen, sie jauchzten zugleich: 
„Nun sind wir geborgen, nun sind wir reich!" 
Sie lachten und kreischten mit jubelndem Schall, 
Sie tanzten im Kreis um das blanke Metall; 
Und hätte der Stolz nicht bezähmt ihr Gelüst, 
Sie hätten's mit brünstiger Lippe geküßt. 
Sprach Tom, der Jäger: „Nun laßt uns ruhn'! 
Zeit ist's, auf das Mühsal uns gütlich zu thun. 
Geh, Sam, und hol' uns Speisen und Wein! 
Ein lustiges Fest muß gefeiert sein!
	        
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