Full text: Grundlagen der deutschen Litteraturkunde (Abt. B)

84 IV. Neuhochdeutsche Zeit. A. Zeitalter der Reformation. 
Und brummet wie ein wilder Bär, 
Hatt' sich mit den Buben geschlagen. 
Eva: Ach, lieber Gott, ich muß dir's klagen; 
Was soll'n wir mit dem Lecker thun? 
Adam: Wo ist der Ungeratne nun? 
Abel: Er sitzet draußen vor der Thür 
Und schauet gar tückisch herfür. 
Adam (schreit hinaus): Kain! Kain! Wo bist du? 
Komm rein zu mir und hör' mir zu! 
Kain (redet mit sich selbst): Du rufest wohl noch dreimal mir, 
Eh' daß ich geb' ein' Antwort dir. 
Adam: Wo bleibst, Kain?' Komm rein zu mir! 
Eva: Komm, Kain; der Vater rufet dir! 
Kain: Ich sitz' allhie, wo sollt' ich sein? 
Adam: Laß baden dich und komm herein, 
Kämmen und putzen auf den Festtag, 
Dich zieren nach des Herrn Sag (Anmeldung), 
Zu opfern, beten, Predigt hör'n! 
Kain: Ach, was willt mich damit bethör'n! 
Ich wollt', daß Opfer, Predigt, Gebet 
Nie wär' erdacht; denn ich wollt' spät 
Viel lieber Fuchs und Hasen jagen 
Denn hören viel vom Glauben sagen 
Od'r mit bösen Buben laufen, 
Spielen, mit ihn'n schlag'n und raufen. 
Adam: Ach, du läßt von der Schalkheit nicht; 
Du bist gottlos, ein böser Wicht. 
Gott wird morg'n kommen, verhör'n fast, 
Was du Gutes gelernet hast. 
Kain: Des Guten wird nicht gar viel sein. 
Ich will dem Herrn wohl allein 
Opfern ein' große Garbe Stroh 
Für mein Gebet; drob wird er froh. 
Adam: Unserm Herrn ist mehr allwegen, 
Viel mehr am Gehorsam gelegen 
Denn an Opfern wahrhaftiglich. 
Drum laß auf das beste baden dich, 
Daß du erscheinst vorm Herren rein! 
Kain: Ich will wohl ungewaschen sein, 
Wenn mich die Buben thun erhaschen, 
Werd' ich wohl um den Kopf gewaschen. 
Eva: So komm, Abel, laß waschen dich 
Samt andern Kindern gehorsamlich,
	        
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