Full text: Dichtungen der neueren Zeit

Die schwäbischen Dichter. Justinus Andreas Kerner. 
103 
3. Euer Wogen, eure Halle, 
Euer Süuselit nimmer müd', 
Eure Melodieen alle 
Weckten in der Brust das Lied. 
4. Hier in diesen weiten Triften 
Ist mir alles öd' und stumm, 
Und ich schau' in blauen Lüften 
Mich nach Wolkenbildern um. 
5. In dem Busen eingezwinget 
Regt sich selten nur das Lied: 
Wie nur halb der Vogel singet, 
Den von Baum und Bach man schied. 
5. Zur 
1. Zur Ruh', zur Ruh', 
Ihr müden Glieder! 
Schließt fest euch zu, 
Ihr Augenlider! 
Ich bin allein, 
Fort ist die Erde; 
Nacht muß es sein, 
Daß Licht mir werde. 
jur Ruh'! 
2. O führt mich ganz, 
Ihr innern Mächte, 
Hin zu dem Glanz 
Der tiefsten Nächte. 
Fort aus dem Raum 
Der Erdenschmerzen, 
Durch Nacht und Traum 
Zum Mutterherzen! 
Ruh'. 
6. Der tote Müller. 
1. Die Sterne überm Thale stehn, 
Das Mühlrad nur man höret. 
Zum kranken Müller muß ich gehn, 
Er hat den Freund begehret. 
3. In Müllers Kammer tret' ich nun: 
Starr liegt des Greisen Hülle, 
Es stockt sein Herz, die Pulse ruhn, 
Und draußen auch wird's stille. 
2. Ich steig' hinab den Felsensteiu, 
Es donnert dumpf die Mühle, 
Und eine Glocke tönt darein: 
„Die Arbeit ist am Ziele!" 
4. Die treuen Lieben weinen sehr, 
Still bleibt sein Herz und kühle; 
Die Wasser fließen wohl daher, 
Still aber steht die Mühle. 
7. Zuruf. 
1. Jedweder trägt in sich den Tod, 3. Ruf' auf! ruf' auf den Geist, der tief, 
Ist außen noch so lust'ger Schein, Als wie in eines Kerkers Nacht, 
Heut wandelst du im Morgenrot Schon längst in deinem Innern schlief, 
Und morgen in der Schatten Pein. Auf daß er dir zum Heil erwacht! 
2. Was klammerst du dich also fest, 4. Aus hartem Kieselsteine ist 
O Mensch! an diese Welt, den Traum? Zu locken ird'schen Feuers Glut ; 
Laß ab! laß ab! eh' sie dich läßt; O Mensch! wenn noch so hart du bist, 
Oft fällt die Frucht unreif vom Baum. In dir ein Funke Gottes ruht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.