Full text: Dichtungen der neueren Zeit

Leopold Sch efer. 
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Und lockt sie mancherlei — was du nicht hast, 
Erfahren sie von einer alten Welt, 
Die ihren Geist erfüllt; die Zukunft schwebt 
10 Nun ihnen vor. So geht die Gegenwart 
Verloren. Mit dem Wandertäschchen dann 
Voll Nötigkeiten zieht der Knabe fort. 
Du siehst ihm weinend nach, bis er verschwindet, 
Und nimmer wird er wieder dein! Er kehrt 
15 Zurück, er liebt, er wählt der Jungfrau'» eine, 
Er lebt! Sie leben, andre leben auf 
Aus ihm — du hast nun einen Mann an ihm, 
Hast einen Menschen — aber mehr kein Kind! 
Die Tochter bringt vermählt dir ihre Kinder 
20 Aus Freude gern noch einmal in dein Haus! 
Du hast die Mutter, aber mehr kein Kind. — 
Geh' fleißig um mit deinen Kindern! Habe 
Sie Tag und Nacht um dich und liebe sie 
Und laß dich lieben einzig schöne Jahre! 
3. Aus „Hafis in Hellas". 
Das, was du nicht erlebst, 
Ersing' es dir! 
Denn das, was du erlebt, 
Besingst du dir, 
5 Dies ist nur noch ein Lied! 
Und das ist schon ein Lied! 
Sie beide sind ein Glück, 
Zwei Blumen in den Wein, 
Zwei Thränen in den Kelch. 
IO Ersingt! Besingt! — nur singt! 
Das Leben wird Gesang, 
Gesang ist Leben; singt! 
4. Aus dem „Koran der Liede". 
1. Der Himmel kann nicht leuchten 
Da ballt er sich zur Sonne 
Und leuchtet voller Pracht! 
Mysterium. 
3. Die Erde kann nicht duften 
Da faßt sie sich zur Rose 
Und würzt die Welt mit Duft 
2. Die Nacht, sie kann nicht glänzen - 
Da schmilzt sie still zum Monde, 
Und sanft erglänzt die Nacht! 
4. Der Äther kann nicht klingen 
Da fliegt er als die Vögel, 
Und Sang erfüllt die Luft!
	        
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