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Erwärmung der Atmosphäre. §. 3.
den Tropengegenden, namentlich auf dem Meere, das
ganze Jahr hindurch aus einer und derselben Himmels¬
gegend wehen, und zwar im Norden des Aequators aus
N.-O., im Süden desselben aus S.-O.; sie sind durch
eine 4—5° breite Zone getrennt, in welcher veränderliche
Winde, völlige Windstillen und Stürme herrschen. Die
Regelmäßigkeit der Passatwinde verringert in hohem Grade
die Gefahren der Seefahrt (z. B. von den kanarischen
Inseln nach Südamerika), c. Monsoons- oder Wech¬
sel w i n d e, welche im indischen Ocean ein halbes Jahr
aus derselben und das andere Halbjahr aus der entgegen¬
gesetzten Richtung wehen),
theils nach ihrer Wirkung (Samum, Sirocco, Chamsin u. s. w.).
Die Erwärmung der Atmosphäre durch die Wirkung der
Sonnenstrahlen bedingt vorzugsweise das Klima und somit den
Zustand der Vegetation einer Gegend. Diese Wirkung hängt aber
nicht blos von der geographischen Breite eines Ortes ab, sondern
noch von mancherlei andern Umständen, so namentlich l) von der
Höhe über dem Meeresspiegel, weil die Temperatur der Atmosphäre,
welche die meiste Wärme von unten empfängt, nach oben abnimmt,
weshalb auch über einem gewissen Punkte in der Höhe (Schneelinie)
der Schnee nicht mehr schmilzt I; 2) von der größern oder ge¬
ringem Entfernung des Meeres, welches alle sich aufdrängenden
Temperaturwechsel auszugleichen strebt, da sowohl das Erwärmen
als das Abkühlen des Meeres sehr langsam vor sich geht; man unter¬
scheidet deshalb (feuchtes) Küstenklima oder Seeklima (mit kühlen
Sommern und milden Wintern) und (trockenes) Conlineutal-
klima (mit heißen Sommern und strengen Wintern); 3) von der
Richtung und Höhe der Gebirgszüge, die auf der einen Seite kalte
Winde, auf der andern Seite den mildernden Einfluß der warmen
Winde abhalten; 4) von der Beschaffenheit des Bodens, nament¬
lich dem Vorkommen von großen und dichten Waldungen, welche
theils die Wärmestrahlen vom Boden abhalten, theils die Verdun¬
stung des Wassers und die Ausstrahlung der Wärme vermehren.
Daher fallen diejenigen Linien (Isothermen), welche die Punkte
von gleicher mittlerer Jahrestemperatur verbinden, keineswegs mit
den Parallelkreisen zusammen, sondern sind unregelmäßig gekrümmt
und berühren Orte von sehr verschiedener geographischer Breite.
Diejenige Linie, welche die heißesten Punkte der verschiedenen Me¬
ridiane verbindet, heißt Wärme-Aequator und weicht von dem geo¬
graphischen Aequator oft bedeutend ab.
*) Nach H. Schlagintweü ist die Schneelinie am höchsten am Karakorum
(in Tibet), nämlich 17,000 Pariser Fuß. Vgl. übrigens §- 32.