Full text: Deutsches Lese- und Bildungsbuch für höhere katholische Schulen

Leo nore. 
Es schützet dieser Zweig vielmehr das Haupt 
Des Mannes, der in den heißen Regionen 
Des Ruhms zu wandeln hat, und kühlt die Stirne. 
Tasso. 
Ich bin nicht werth, die Kühlung zu empfinden, 
Die nur um Heldenstirnen wehen soll. 
O hebt ihn auf, ihr Götter, und verklärt 
Ihn zwischen Wolken, daß er hoch und höher 
Und unerreichbar schwebe! daß mein Leben 
Rach diesem Ziel ein ewig Wandeln sei! 
Alp ho ns. 
Wer früh erwirbt, lernt früh den hohen Werth 
Der holden Güter dieses Lebens schätzen! 
Wer früh genießt, entbehrt in seinem Leben 
Mit Willen nicht, was er einmal besaß: 
Und wer besitzt, der muß gerüstet sein. 
Tasso. 
Und wer sich rüsten will, muß eine Kraft 
Im Busen fühlen, die ihm nie versagt. 
Ach! sie versagt mir eben jetzt! Im Glück 
Verläßt sie mich, die angeborne Kraft, 
Die standhaft mich dem Unglück, stolz dem Unrecht 
Begegnen lehrte. Hat die Freude mir, 
Hat das Entzücken dieses Augenblicks 
Das Mark in meinen Gliedern aufgelöst? 
Es sinken meine Kniee! Roch einmal 
Siehst du, o Fürstin, mich gebeugt vor dir! 
Erhöre meine Bitte, nimm ihn hinweg! 
Daß, wie aus einem schönen Traum erwacht, 
Ich ein erquicktes, neues Leben fühle! 
Prinzessin. 
Wenn du bescheiden ruhig das Talent, 
Das dir die Götter gaben, tragen kannst, 
So lern' auch diese Zweige tragen, die 
Das Schönste sind, was wir dir geben können. 
Wem einmal würdig sie das Haupt berührt, 
Dem schweben sie auf ewig um die Stirne. 
Tasso. 
So laßt mich denn beschämt von hinnen geh'n! 
Laßt mich mein Glück im tiefen Hain verbergen, 
Wie ich sonst meine Schmerzen dort verbarg. 
Dort will ich einsam wandeln, dort erinnert 
Kein Auge mich an's unverdiente Glück. 
Und zeigt mir ungefähr ein klarer Brunnen 
In seinem reinen Spiegel einen Mann, 
Der wunderbar bekränzt im Wiederschein 
Des Himmels zwischen Bäumen, zwischen Felsen 
Nachdenkend ruht, so scheint es mir, ich sehe 
Elysium auf dieser Zauberfläche 
Gebildet. Still bedenk' ich mich und frage: 
Wer mag der Abgeschied'ne sein? der Jüngling 
Aus der vergang'nen Zeit? so schön bekränzt? 
Wer sagt mir seinen Namen? sein Verdienst? 
Ich warte lang' und denke: Käme doch 
Ein and'rer und noch einer, sich zu ihm
	        
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