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solche mitra geschmückt haben V Hüttr wäre gothisch Hattus (geuit. liattaiisj lind bctj'a
hcros könnte ihm verwandt, ja unmittelbar ein gothisches battja --- althochdeutsch
Hassio Hessio sein, so daß es unnvthig wird für die Helden und Krieger, die im
Hintergrund liegende Vorstellung des Hauptschmuckes festzuhalten.
Ich weiß kein anderes deutsches Volk, bei dem sich so viele Erinnerungen an
das Heidenthum eng nebeneinander bewahrt hätten wie bei den Hessen, und zwar gerade
in dem Landstrich, der auch als Hauptsitz der Chatten angesehen werden muß. Unfern
von jener DonnerSeiche bei Geismar lag zugleich ein Wuotansberg im Edergnind
wie im Fuldathal bei Notenburg ein anderer Wuotansberg und Großvatersberg (Ellcr-
beitenberg), teilt als Großvater gedachten Donnergott geweiht. Es scheint, daß man
die heiligen Ocrtcr der beiden höchsten Götter gern nebe» einander hegte, wie auch im
Norden ihre Bildsculen oft zusammenstanden. Fridcslar, zwischen Geismar und Gudens-
bcrg, muß, wie der Name anzeigt, eine gefeierte, heilige Stätte gewesen sein. Was
Geismar bedeutete entgeht uns; weil aber mehrere Oerter dieses Namens auf hessischem,
cngrischem und thüringischem Boden vorkommen, (die hessischen in llrkuuden des
eilften, zwölften Jahrhunderts ebesmari, gesniere, geismere, bei Pertz 2, 825 steht
gaesmere), darf man eine» mythischen und chattischen Bezug kaum bezweifeln : die
Wurzel gisan, geis. spirare, bullire, wovon Geist, Spiritus, halitns und gothisch gaisjan
metu percellere, usgeisuan stupere leitet auf heidnischen Brauch an heiliger Duelle.
Bei Geismar liegt ein Sauerbrunnen, bei Hofgeismar ein Gesundbrunnen. Dicht
vor Gudensberg liegt ein Dorf Maden (urkundlich Matbaua, Mädana) und nordwärts
am Flüßchen Rhein, das auch den Namen Matzv, Matzof, d. i. Mazzaha empfängt,
ein anderes Metze genanntes Dorf. Man hat die Wahl, in welchen von beiden man
das alte, von Germaniens verheerte Mattinm (nach Tac. aim. 1, 56 ausdrücklich „id
genti caputannehmen will. In die Lautverschiebung, wenn T T lateinisch sein
soll, fügt sich Mattiuni, fränkisch matbana, althochdeutsch Madaua. War aber das
'1' T, wie in Chatti fränkisch, so ergäbe sich althochdeutsch Mazzaha. Das alte Volks-
gcricht soll eben zu Maden gesessen haben, nach welchem ganz Niederhessen die Graf¬
schaft Maden hieß. In dieser Gegend, zwischen Eder und Fulda behaupteten sich im
eilften und zwölften Jahrhundert hessische Grafengcschlechter von Maden, Gudensberg,
und Fclsbcrg, auf welche sich der geschwächte chattische Glanz gleichsam zurückgezogen
hatte, um neue Kraft zu sammeln. Noch lange Zeit ging der Spruch :
Dissen Deute Haidorf Kitte Kurie Besse,
Das sind der Hessen Dörfer alle sesse,
wie sie bis heute links der Eder zwischen Gudensberg und Cassel fortbestehen. Cs
wird damit der enge Umfang des zuletzt aufrecht gebliebenen, aber ächten Hessens an¬
gezeigt. Dissen und Deute, Kaue und Besse alliterircn. Ritte ist Altenritte, Buuc
Ältenbaune; Besse heißt in Urkunden Passaba *3. Man könnte wähnen, auch im
Name« Cassel liege noch der des Volkes, die älteste Form in einer Urkunde Conrad
des Ersten von 9J3 lautet Chasella; Dietmar schreibt im Jahr 1015 Cassalun
(Pertz 5 , 8403- Doch wüßte ich weder das zutretende L zu verstehen, noch zu er¬
klären, warum sich niemals die Gestalt Hassala Hessala zeige. Anderes Bedenken hat
die Ableitung vom lateinischen castellum, dessen T sonst nicht schwindet, und keine
Spur ist hier von römischen Bauten, wie etwa bei dem Cassel gegenüber Mainz.
Bekanntlich gibt cs sonst Oerter dieses Namens, außer dem flandrischen auch ein
Cassella am Niederrhein.
*) „In Passahe et Fanahe“ (trad. Fuld. edit. Droiko 6, 112); „in vülis duabus Ritobessis
et Fauahessis“ (Ebendaselbst 6, 61) mit merkwürdiger Anfügung des Volksnamens an den Orts¬
namen, wie insgemein ans dem dat. pi. der Bolksname die örtlichen hervorgegangen find, und
wie „Hessen" eigentlich bedeutet „in Hessis,“ auch „in Rittehessis, Fanahessis“ nichts sagt, als
„in dkl» von Hessen bewohnten Ritte und Fenne." Fenne (auch Amts Gudcnberg) ist ausgegangen.