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ein kleines Vermögen erspart, so daß er sich selbständig machen nnd eine
Familie gründen konnte. Die Krankenhausschuld hat er seiner ./Vaterstadt"
Speyer längst zurückvergütet. —
Die prächtigen Waldungen des Haardtgebirges sind besonders an
den Sonntagen vom Frühling bis Herbst das Ziel vieler Wanderer.
So lenkte denn auch an einem schönen Sonntagnachmittage Dr. Wei߬
mann von Neustadt a. d. H. seine Schritte durch den schattigen Wald gen
Deidesheim. Im „Winzerverein" rastete er. Der gerade anwesende Küfer¬
meister Klein erkannte den freundlichen Arzt sofort, ging aus ihn zu
und stellte sich ihm vor. Der Arzt konnte sich des erkrankten Küfergesellen
noch ganz gut erinnern und erkundigte sich nach seinen jetzigen Ver¬
hältnissen. Da wurde Klein gar gesprächig und erzählte: „Ich war ein
Jahrzehnt hier als Küfergeselle in Stellung. Vor zwei Jahren machte
ich mich selbständig. Meine Erkrankung zu Neustadt hatte mich den
Wert des Heimatrechtes erkennen lassen; darum stellte ich nach
siebenjährigem ununterbrochenem Aufenthalte dahier
an das Bürgermeisteramt das Ersuchen um unentzeit¬
liche Verleihung desselben. Da ich mich straffrei geführt und eine
Armenunterstützung weder beansprucht noch erhalten hatte, wurde meiner
Bitte entsprochen. Hätte ich die Erwerbung des Heimatrechtes erst nach
meiner Selbständigmachung veranlaßt, so würde man mich zur Zahlung
der ortsüblichen Heimatgebühr, die hier 170 Mark beträgt, angehalten
haben. Mit der Erwerbung des Heimatrechtes bin ich auch
vollberechtigter Deidesheimer Bürger geworden. Bei der
Gemeindeversammlung, die über Aufnahme eines Anlehens zum Bau der
hiesigen Wasserleitung zu entscheiden hatte, stimmte ich mit und ich habe
für mich und meine Nachkommen ein Anrecht auf die Nutzungen des Ge¬
meindevermögens und der -stistungen sowie aus Unterstützung im Ver¬
armungsfalle, was jedoch voraussichtlich nicht mehr vorkommen wird."
Der Arzt hatte dem redseligen jungen Bürger gern zugehört, obwohl
er ihm mit seinen Darlegungen über das Heimatrecht nichts sagte, was
ihm nicht schon längst selbst bekannt gewesen wäre. Er drückte dem Meister
warm die Hand und empfahl sich ihm mit den besten Wünschen für sein
ferneres Wohlergehen.
Georg Höckelsberger.
118. Die sieben Wahrzeichen eines guten Dorfes.
A: „Wenn ich durch ein Dorf gehe, habe ich meine Merk¬
zeichen, wie es bei den Menschen hier bestellt ist. Sehe ich auf den
Fenstersimsen wohlgepflegte Blumen in Töpfen, ein Plätzchen vor