Full text: Die deutsche Dichtung des 19. Jahrhunderts in ihren Hauptvertretern

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schüsse eingeleitet. Der erste Teil bestand aus einem großartigen Sprühteufel, an 
welchen mindestens für fünfundzwanzig Pfennige Pulver verschwendet war. Den 
größten Effekt machte aber der zweite Teil, die bengalische Beleuchtung des Spring¬ 
brunnens, eine Nummer, welche einstimmig da capo begehrt wurde. Diesem ehrenden 
Verlangen konnte aber keine Folge gegeben werden, weil das Pulver alle war. 
„Ohne Rakete ist die Sache eigentlich nur halb, allein das geht wegen der Nach¬ 
barschaft nicht," sagte Lühnchen dann, „aber ich verstehe mich herrlich auf eine ganz 
gefahrlose Sorte." 
Damit steckte er einen Finger in den Mund und machte so täuschend das Geräusch 
einer steigenden und platzenden Rakete nach, daß wir in die Lände klatschten und 
bewundernd „Ah!" riefen, wie die Leute zu tun pflegen, wenn der bunte Sternen- 
regen leuchtend hervorblüht. Natürlich immer mit Ausnahme der steifen alten Jungfer 
mit der glänzenden Vergangenheit: diese saß wie eine feierliche alte Mumie da und 
sah unergründlich aus. 
Das Abendessen war dem glanzvollen Verlaufe dieser Festlichkeiten vollkommen 
angemessen . . . 
II. Glockenspiel. 
Gesammelte Gedichte. 
Die Rose im Tal. 
Vom Berg zum Tal das Waldhorn klang; 
Im blühenden Tal das Mägdlein sang 
Von der Rose, der Rose im Tal! 
Der Jäger hörte des Mägdleins Sang; 
Sein Waldhorn bei dem Lied verklang 
Von der Rose, der Rose im Tal! 
Der Jäger dort oben lauschte so bang, 
Als leise das Lied im Tal verklang 
Von der Rose, der Rose im Tal! 
Er zog gar stille die Berge entlang, 
And immer im Ohre das Lied ihm klang 
Von der Rose, der Rose im Tal! 
Rosenzeit. 
Wenn die wilden Rosen blühn 
An des Feldes Rand, 
Frischgemähtes Wiesengrün 
Duftet durch das Land, 
Wenn in stillen Waldesgründen 
Sich die roten Beeren ründen 
And die Sommerszeit verkünden. 
Wenn der Lümmel blaut so weit — 
O du schöne Rosenzeit! 
Äell und warm ist nun die Nacht, 
Länger wird der Tag, 
Daß er all der Schönheit Pracht 
In sich fassen mag. 
Frühling ist noch nicht gegangen, 
Sommer hat schon angefangen, 
Beide hold vereinigt prangen, 
Lerbst und Winter sind noch weit — 
O du schöne Rosenzeit! 
Ja, in Rosen steht die Welt, 
Aber ahnungsbang 
Rauschet durch das Ährenseld 
Schon ein fremder Klang: 
Bald ertönt der Erntereigen, 
And die Rose wird sich neigen, 
And die Vögel werden schweigen. 
Ach wie bald, dann liegst du weit — 
O du schöne Rosenzeit! 
Am Abend. 
Sinkt der Tag in Abendgluten, 
Schwimmt das Tal in Nebelfluten. 
Äeimlich aus der Lümmelsferne 
Blinken schon die goldnen Sterne. 
Flieg zu Nest und schwimm zum Lasen! 
Gute Nacht, die Welt will schlafen!
	        
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