Geschichte. 
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blikaner zu gelten, was ihn nicht hinderte nach Pharsalus seinen Frieden mit 
Cäsar zu machen und willig alle Bevorzugungen anzunehmen, die dieser ihm 
zugedacht. 
Brutus ward von den Verschworenen gewissermaßen zum Renommier¬ 
republikaner des Unternehmens ausersehen; sein Name sollte diesem den Anstrich 
einer idealen Freiheitstat verleihen und die egoistischen Motive, die ihm in 
Wahrheit zugrunde lagen, verdecken. Da man ihm zunächst nicht so weit traute 
um ihn unvermittelt einzuweihen, so wurde dem Träumer durch eine beinahe ge¬ 
spensterhafte Komödie die Berufung zum Tyrannenmörder suggeriert, sodaß er 
sich schließlich mit heiliger Begeisterung den Verschwörern in die Arme warf. 
Selbstverständlich mußte man ihm schon seines Namens halber eine Art formeller 
Führung überlasfen, nicht ganz zum Vorteile der Sache. — So vereinigte die 
Verschwörung mit einziger Ausnahme Ciceros so ziemlich alle Elemente in sich, 
die mit Cäsars Herrschaft persönlich nicht zufrieden waren. Im ganzen wird die 
Zahl der Teilnehmer auf 60—80, durchweg Senatoren, angegeben. 
Bei dieser großen Zahl der Mitwisser war es immerhin unvermeidlich, 
daß einzelnes über den Bund und seine Absichten in die Öffentlichkeit durch¬ 
sickerte. Doch Cäsars Isolierung sowie seine Menschenverachtuug waren bereits 
so weit gestiegen, daß das Unternehmen dadurch nicht in Frage gestellt ward. 
Der Imperator antwortete auf wohlgemeinte Warnungen mit der Entlassung 
seiner spanischen Leibgarde und mit der Versicherung ohnehin lange genug ge¬ 
lebt zu haben, schließlich mit äußerster Schroffheit gegenüber jeder Angeberei. 
Trotzdem lebten die Verschworenen in steigender Augst und Unruhe und nicht 
viel hätte gefehlt, daß sich die Verschwörung aufgelöst hätte, wenn nicht ein 
entscheidendes Ereignis zur Eile gemahnt hätte. Cäsar erklärte seine Absicht 
am 17. März, dem ersten Jahrestag von Munda, zum Heere abzugehen, das 
er in mehreren Gruppen in Mazedonien und Syrien für den Partherkrieg bereit¬ 
gestellt hatte; am 15. März sollte die letzte Senatssitzung in der Kurie des 
Pompejus stattfinden. War Cäsar einmal unter seinen Legionen, dann war 
es mit der Verschwörung auf Jahre hinaus vorbei. Es verlautete über¬ 
dies, er wolle sich in jener Sitzung auf Grund eines gefälligen Orakelspruches 
zum König außerhalb Italiens ernennen lassen. Man darf wohl annehmen, 
daß Cäsar, dem es immer mehr um die Sache als um den Namen zu tun ge¬ 
wesen, dieser Angelegenheit ferne stand, sowie die bekannte Komödie des ihm 
von M. Antonius öffentlich angebotenen und zurückgewiesenen Diadems keinen 
andern Zweck verfolgt haben kann als dem Volke diesen seinen Standpunkt kund- 
zutun und die diesbezüglichen Gerüchte zum Schweigen zu bringen. Cäsar hatte 
für seine Monarchie längst den Namen gefunden und es nicht nötig auf den 
mehr als unpopulären Königstitel zurückzugreifen. Sicher war es auch nicht 
die Angst vor Cäsars Königtum, die die Verschworenen bewog die letzte mög¬ 
liche Gelegenheit zur Ausführung des Planes zu ergreifen; die Senatssitzung 
am 15. März ward hierzu bestimmt.
	        
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