44
Geschichte.
Dabei hatte die ganze Bande redliche Angst vor den Athletenfäusten des
zweiten Konsuls M. Antonius; so wurde denn ausgemacht, daß dessen alter
Kriegskamerad Trebonius ihn außerhalb der Kurie im Gespräch festhalten sollte,
bis die Tat drinnen vollbracht war. Da schien im letzten Augenblick der ganze
Plan scheitern zu wollen: zu höchster Bestürzung der bereits in der Kurie ver¬
sammelten Verschwörer ließ Cäsar plötzlich die Sitzung wegen Unpäßlichkeit ab¬
sagen. Die Übeltäter glaubten sich verraten und zitterten. Endlich entschloß
sich D. Brutus zu Cäsar zu gehen um nach dem wahren Grunde zu forschen
und wenn möglich ihn doch noch in die Kurie zu bringen. Er erfuhr, daß
Cäsars Gattin Calpurnia, angeblich wegen böser Träume, den wirklich etwas
unpäßlichen Diktator zur Absage bewogen hatte; zweifellos hatten die Warner,
denen jeder andere Weg verschlossen worden war, diesen eingeschlagen. D. Brutus
gelang es jedoch leicht den Imperator umzustimmen; der goldne Sessel, der
auf die Absage hin bereits aus der Kurie entfernt worden war, wurde eiligst
zurückgebracht und Cäsar erschien. Noch durchlebten die Verschworenen bange
Augenblicke; harmlose Äußerungen Unbeteiligter erschienen ihnen als Zeichen er¬
folgten Verrates, das Zögern des Diktators, der sich vor dem Tore des Sitzungs¬
saales mit mehreren Personen in längere Gespräche einließ, stellte sie auf glühende
Kohlen.
Endlich saß er. Ein Bittgesuch des Tillius Cimber um Begnadigung
seines verbannten Bruders gab den Vorwand sich wie zur Fürbitte um den
Imperator zu drängen; als dieser sich erhob um die Zudringlichen abzuwehren,
riß ihm Cimber die Toga von der Schulter. Es war das verabredete Zeichen.
P. Casca führte von rückwärts den ersten Stoß, verletzte aber in der Aufregung
sein Opfer nur leicht. Jetzt wußte Cäsar, woran er war. Mit der einzigen
Waffe, die er zur Hand hatte, seinem Schreibgriffel, durchbohrte er den Arm
des Mörders; nun aber hagelte es Stoß auf Stoß, während die unbeteiligten
Senatoren in jähem Schrecken zur Kurie hinausstürzten. Da sah Cäsar, daß
er verloren war. Er verhüllte das Haupt und sank, von dreiundzwanzig Dolch¬
stichen durchbohrt, vor der Statue des Pompejus zusammen.
G. Veith, Cäsar. Leipzig, Quelle und Meyer. 1612, S 157.
13. Cäsar. Pompejus und Crafsus.
I.
Unter den Männern, die weder unbedingte Anhänger noch offene Gegner
der sullanischen Verfassung waren, zog keiner mehr die Augen der Menge auf
sich als der junge, bei Sullas Tode achtundzwanzigjährige Gnäus Pompejus.
Es war das ein Unglück für den Bewunderten wie für die Bewunderer; aber
es war natürlich. Gesund an Leib und Seele, ein tüchtiger Turner, der noch
als Oberoffizier mit seinen Soldaten um die Wette sprang, lief und hob, ein
kräftiger und gewandter Reiter und Fechter, ein kecker Freischarenführer, war
der Jüngling in einem Alter, das ihn von jedem Amt und vom Senat aus-