fullscreen: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes

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Am schwersten nämlich sah sich durch Preußens glänzende Er¬ 
folge Frankreich gekränkt, das auf einmal seinen militärischen 
Vorrang in der Welt eingebüßt hatte; und »Rache für Sadowa« 
wurde deßhalb das Feldgeschrei der eitlen Nation, obwohl Preußen 
sie durchaus nicht gekränkt hatte. Unablässig strebte Napoleon III., 
dessen Ansehen in Europa schon im Sinken war, das französische 
Heer auf gleiche Höhe mit dem preußischen zu heben. Durch neue 
Erfindungen, wie das Chassepot-Gewehr, dieMitrailleuse, durch die 
Einführung einer Art Landwehr (Mobilgarde) glaubte Niel, der 
Kriegsminister Napoleons III., dies vollbracht zu haben, und Frank¬ 
reich suchte nur eine Gelegenheit, sich mit Preußen zu messen und 
die ihm verhaßte, sich anbahnende Einheit Deutschlands zu stören. 
§ 256. Anlaß des französischen Krieges. Eine solche fand 
sich bald. Im Jahre 1867 hatte eine Revolution in Spanien den 
Thron der Bourbonin, Jsab ell a, gestürzt, Spanien aber, vergebens 
bemüht, der Verwirrung in seinem Innern ein Ende zu machen, griff 
unter vielen Versuchen auch zu dem, die Königskrone dem Prinzen 
Leopold von Hohenzollern, dem Verwandten König Wilhelms, 
anzutragen. Sobald dies bekannt wurde, sprach sich der damalige 
französische Minister, Herzog von G r am on t, in der herausfordernd¬ 
sten Weise darüber in der französischen Kammer aus, so daß Preu¬ 
ßen in die Lage kommen mußte, entweder den Drohungen Gra- 
monts nicht nachzugeben und dann den Krieg zu wählen, oder sich 
gedemüthigt Frankreich unterzuordnen. Umsonst erklärte der, da¬ 
mals im tiefsten Frieden im Bade zu Ems verweilende greise Held, 
König Wilhelm, er könne seinem Verwandten in seinen Privatent¬ 
schlüssen keine Vorschriften machen; und umsonst zog dieser selbst seine 
Throncandidatur zurück; Frankreich wollte den Krieg, und 
Gramont ließ durch seinen Gesandten Benedetti zudringlich den 
preußischen König selbst beleidigen, indem er ihm zuletzt zumnthete, 
dem Kaiser Napoleon eine Art schriftlicher Entschuldigung und eine 
Versicherung zu geben, daß er nie wieder die Thronbesteigung eines 
Hohenzollern in Spanien zugeben werde. Diese Znmnthung wurde 
mit Würde abgelehnt, aber das Haupt der deutschen Nation war be¬ 
leidigt und die Geduld des deutschen Volkes, das bis zum letzten 
Momente auf Frieden gehofft, dahin. Wie ein schlummernder Riese 
erhob sich der deutsche Zorn, wie zur Zeit der Hermannsschlacht, der 
15.Juli1870 Reformation, wie 1813. Der sofort nach Berlin zurückkehrende 
König ward wie auf Händen getragen in sein Schloß, wo schon 
während der Reise die Nachricht der französischen Mobilmachung,
	        
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