Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk

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von denen jeder mit etwas Anderem Bescheid weiß. Einige 
müssen verschiedene Teile des Landes — und zwar jeder einen 
anderen Teil — beaufsichtigen, um zu sehn, was dort vorgeht; 
andere müssen wieder möglichst viele Untertanen und ihre 
Interessen kennen, noch andere wieder über verschiedene Dinge 
und Einrichtungen Bescheid wissen, so daß sie dem Landes¬ 
herrn, wenn er sie fragt, Bescheid geben können. Und wenn 
er wissen möchte, was man am besten tun könnte, damit 
alles gut geht, dann müssen sie ihm einen guten Rat geben 
können. Denn nach diesem Rat richtet sich nun meistens der 
Landesherr wenigstens in allen Dingen, in denen er selber 
nicht genau Bescheid weiß. Wenn sich nun hinterher heraus¬ 
stellt, daß der Rat nicht gut, sondern schlecht gewesen ist, dann 
werden die Ratgeber gefragt: „Warum habt ihr gerade diesen 
Rat gegeben? Wußtet ihr nichts besseres? Oder habt ihr gar 
absichtlich einen schlechten Rat gegeben? Ihr habt vielleicht 
gar nur an eure eigenen Interessen gedacht oder an die eurer 
Vetteru und anderen Verwandten und Bekannten, und habt 
nicht daran gedacht, daß der König nicht nur für die, sondern 
für alle seine Untertanen zu sorgen hat?" Dann müssen 
die Ratgeber sich verantworten. Wenn sie nun nachweisen 
können, daß die Sache anders abgelaufen ist, als man voraus¬ 
sehen konnte, und daß sie jedenfalls das Beste gewollt haben, 
dann sind sie entschuldigt; sonst aber werden sie natürlich 
uicht wieder um Rat gefragt. Die Herren, die dem Könige 
täglich oder doch regelmäßig Rat geben müssen, dürfen nichts 
anderes zu tun haben, als sich gründlich umzusehen, daß sie 
ihm einen guten Rat geben können; sie dürfen also auch uicht 
arbeiten, um für sich und ihre Familie Geld zu verdienen. 
Das dürfen sie auch schon deshalb nicht, weil sie sonst ent¬ 
weder Landwirtschaft oder Fabrikation oder Handel betreiben 
müßten; dann hätten sie wieder ihre besonderen Interessen 
und könnten nicht so gut anf die Interessen anderer Leute
	        
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