Contents: Bis zum Interregnum (Teil 1)

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Die Verbindung des deutschen Königtums mit der Kaiser¬ 
würde veranlaßte die Könige, nach Rom zu ziehen und führte 
auch zahlreiche Deutsche nach dem Süden, nach Italien. Daraus 
ist für unser Volk nnzweiselhast mancher Gewinn hervorgegangen. 
Italien, das Land einer hohen und alten Kultur, der Sitz von 
Kunst und Wissenschaft, Überhaupt eine Heimat des geistigen 
Lebens, bot den Deutschen vielfache Gelegenheit, zu lernen, An¬ 
regungen zu empfangen, ihre Bildung zu erhöhen. Auch gab die 
Kaiserwürde dem deutschen Reiche ein besonderes Ansehen uud 
den Vorrang unter den Völkern des Abendlandes. Doch ist die 
Verbindung Deutschlands mit Italien auch von großem Nachteil 
gewesen. Das heiße Klima des Südens zehrte an germanischer 
Kraft, und Italien erschien zuweilen direkt als das Grab der 
deutschen Könige. Um das Land zu behaupten, bedurfte es nicht 
selten ganz erheblicher Anstrengungen und wiederholter Kriegszüge. 
Tausende von deutschen Männern haben für den fremden Besitz 
Gut und Blut opfern müssen. Manche Könige hielten sich mit 
Vorliebe in Italien aus und vernachlässigten dabei Deutschland; 
denn in der Zeit, da sie im fremden Lande weilten, konnten die 
herrschsüchtigen Fürsten ihre Macht immer mehr befestigen. Das 
führte zu inneren Unruhen und mußte das Ansehen der Könige 
im eignen Lande ganz erheblich beeinträchtigen. Größer als der 
Nutzen war daher der Nachteil der vielen Römerzüge. Ein großes 
Maß deutscher Kraft ist dabei nutzlos verbraucht worden. 
d) Hofbeamte. Die Beamten der königlichen Kanzlei, die 
Urkunden uud Schriftstücke anzufertigen hatten, waren zuerst Geist¬ 
liche. Der oberste von ihnen, der zugleich Oberhofprediger war, 
erhielt den Titel Erzkanzler. Dieses Amt war mit dem Erzbistum 
Mainz verbunden. 
Die Urkunden wurden von den Merowingerfürsten eigenhändig 
unterschrieben, und außerdem druckten sie dem im Pergament 
befestigten Wachs ihren Siegelstempel auf. Bei den Karolingern 
blieb die Unterschrift weg, da Pipin und Karl nicht schreiben 
konnten, und man beschränkte sich auf das Siegel. Unter den 
sächsischen Kaisern kamen die sogenannten Majestätssiegel auf, die 
den Herrscher, aus dem Throne sitzend, in ganzer Figur darstellten. 
Später wurden Wachssiegel mit Seidenfäden an den Urkunden 
angehängt, uud um sie vor Beschädigungen zu schützen, fertigte 
man dazu Schutzkapseln aus Holz oder Metall, später Bullen 
genannt, welcher Name auf die Gesetze selbst übertragen wurde.
	        
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