durch den Tod seines Vaters auf den Thron und unterwarf sich sofort ganz
Griechenland.
2. Diogenes. Einst besuchte Alexander in Korinth auch den weisen Diogenes.
Dieser Mann zeichnete sich durch die größte Einfachheit in seiner Lebensweise aus, um
dadurch zu zeigen, daß der Mensch bei aller Armut doch glücklich sein könne. Darum
ging er in einem zerrissenen Mantel umher, trug einen Vettelsack aus dem Rücken und
wohnte in einem kleinen tönernen Hause, das die Athener spottend eine „Tonne" nannten.
Als sich Alexander ihm nahte, richtete er sich kaum ein wenig in die Höhe, um den König
zu sehen. Alexander fragte ihn mancherlei, und Diogenes wußte stets treffende Ant¬
worten zu geben. Darüber erfreut, sagte Alexander zu ihm: „Kann ich dir eine Gunst
erweisen?" „Q ja," erwiderte Diogenes, „geh mir ein wenig aus der Sonne!" Das
verwunderte den König über die Maßen, und zu seinen Begleitern sagte er: „Wenn ich
nicht Alexander wäre, möchte ich Diogenes sein."
3. Zug nach Persien. Der gordische Knoten. Bald nachher zog
Alexander nach Kleinasien, um Persien zu erobern. Das persische Heer, das sich
ihm entgegenstellte, wurde am Granlkus geschlagen. Nun war Alexander Herr
von ganz Kleinasien. — Als er nach der Stadt Gordium kam, fand er dort
— wie man erzählt — einen alten Kriegswagen, dessen Deichsel mit dem Joch,
womit man die Pferde anzuspannen pflegt, durch einen Riemen so verbunden war,
daß man die Enden nicht sehen konnte. Wer den Knoten zu lösen vermöchte,
sollte nach einer alten Sage über Asien herrschen. Schnell entschlossen, zog
Alexander sein Schwert und zerhieb den Knoten mit den Worten: „Es ist gleich¬
viel, wie der Knoten gelöst wird."
4. Pbilippus. Auf seinem Zuge nach Persien kam Alexander auch nach Tarsus.
Mit Staub und Schweiß bedeckt, langte er an einem sehr heißen Tage hier an und stürzte
sich sofort in das frische Wasser des Baches, der die Stadt umfloß. Kaum war er einige
Minuten im Bade, da stellte sich ein heftiges Fieber ein, und ohnmächtig wurde er in
ein Haus getragen. Die Krankheit wurde bald so schlimm, daß die Ärzte ihn aufgaben.
Nur sein Leibarzt Philippus glaubte, ihn durch ein stark wirkendes, doch gefährliches
Mittel noch retten zu können. Während er den Trank bereitete, so erzählt man, erhielt
der König von seinem Feldherrn Parmenio einen Brief. Darin stand: „Traue dem
Philippus nicht! Die Perser haben ihn bestochen, er wird dich vergiften." Gleich darauf
trat Philippus herein, die Schale mit der Arznei in der Hand. Ohne Bedenken nahm
sie Alexander, trank ruhig und reichte ihm mit der anderen Hand den Brief. Sein Ver¬
trauen wurde nicht getäuscht; zwei Tage später stand Alexander schon wiederEsund und
frisch an der Spitze seines Heeres.
5. Darius wird bei Jssus besiegt. Unterdessen war der Perserkönig
Dari ns mit einem großen Heere herangerückt. Bei dem Städtchen Jssus kam
es zum Kampfe, aber trotz ihrer großen Zahl wurden die Perser geschlagen. Darius
warf sich auf sein Pferd und jagte davon. Seine Mutter, seine Frau, zwei
Töchter und ein Sohn gerieten in die Gefangenschaft; doch behandelte Alexander
sie sehr freundlich. Bald darauf schickte Darius Gesandte zu Alexander und ließ
ihm ganz Vorderasien bis an den Euphrat und die Hand seiner Tochter anbieten,
wenn er Frieden machen wolle. „Was sagst du dazu?" fragte Alexander seinen
alten Feldherrn Parmenio. „Ich tüte es," antwortete dieser, „wenn ich Alexander
wäre." „Ich auch," versetzte Alexander, „wenn ich Parmenio wäre."
6. Darius' 6nde. Nachdem Alexander auch Ägypten erobert und dort die
Stadt Alexandrien gegründet hatte, wandte er sich noch einmal gegen Darius und
besiegte ihn vollständig in der Schlacht bei Gaugamela. Die meisten Perser
lagen als Leichen auf dem Schlachtfelde; der König flüchtete nach den nordöst-