285
übrigen an Ausdehnung, während sie an Pracht keinen nachstanden.
Die weite, auf drei Seiten von der Windung des Stromes umschlossene
Ebene, deren ungeheure Fläche dem Gewühl der Wagen und Reiter
und daneben einer unzähligen Menge Raum bot, die sich in Leibes¬
übungen tummelte, ihr immer grüner Grasboden, die Prachtgebäude
und Denkmäler ringsum, ein Labyrinth säulen getragener Ff allen, unter¬
brochen von dem Grün der Lusthaine und Baumgänge, als Begrenzung
die Kuppen der jenseit über dem Flusse aufsteigenden Hügel, deren
Abhänge bis an das Ufer hinabreichten, — das war. ein Anblick, von
dem man sich schwer trennen konnte.
Betrat man aber die eigentliche Stadt und erblickte nun die Foren,
von Säulengängen und Tempeln eingefaßt, und das Kapitol mit seinen
Bauwerken und den Palatin, so mochte man leicht das außerhalb Ge¬
sehene vergessen. Schon in der Zeit der Republik hatte man den
kolossalen, 50 Fuß breiten Damm an der offenen Ostseite Roms, die
ungeheuren Unterbauten des Kapitols und das System der Kloaken
bewundert, dessen sieben unterirdische Hauptarme mit starkem Gefälle
unaufhaltsam alles mit sich forttrugen. Später waren als Prachtbauten
der von Julius Cäsar ausgebaute große Zirkus, das Forum des Augustus
und andre Riesenbauten hinzugekommen. Was von dieser Herrlichkeit
in den Bränden unter Nero und Titus verloren ging, ward wiederher¬
gestellt oder ersetzt und durch neue Anlagen vermehrt. In dem halben
Jahrhundert von Vespasian bis Hadrian erreichte Rom seinen höchsten
Glanz. Damals entstanden die Wunderwerke, welche die spätesten
Nachkommen nicht minder als die Zeitgenossen anstaunten. Als
der Kaiser Constantius Rom im Jahre 357 zum erstenmal sah
und auf das Forum kam, war er stumm vor Bewunderung. Wohin
auch seine Augen sich wandten, sah er sich von dem dichten
Gedränge der Wunderwerke geblendet. Der Jupitertempel auf dem
Tarpejischen Felsen, die Bäder, das Amphitheater, der herrliche Rund¬
bau des Pantheon mit prachtvoller, hoher Überwölbung, die riesen¬
haften Ehrensäulen, zu deren Spitzen im Innern Treppen hinaufführten,
der Tempel der Göttin Roma, das Forum des Friedens, das Theater
des Pompejus, das Odeum, das Stadium, all diese Zierden der Stadt
wetteiferten an Schönheit und Großartigkeit miteinander. Als aber
Constantius zum Forum des Trajan gekommen war und diese Anlage
erblickte, stand er wie betäubt, indem er seinen Geist durch die riesen¬
haften Räume hinschweifen ließ.
Aber es war nicht diese unvergleichliche Herrlichkeit der Bauten
und Anlagen allein, die Rom zu einer Stadt der Wunder machte.