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Die 18 Menschen, die man zu den Ausgrabungen verwen,
bet, mögen noch so thätig und angestrengt arbeiten, so werden
dann noch andere 400 Jahre verstreichen, ehe die Aufgabe voll¬
bracht ist, und dann wird alles, was wir jetzt noch bewundern,
ohne Zweifel in Staub zerfallen und auf ewig dahin seyn. Be¬
fänden sich diese Städte in andern Ländern z. B. Frankreich, Eng¬
land, Preußen, Oesterreich rc., so würden gewiß größere Geldsum¬
men und mehr Menschen zur Ausgrabung verwendet werden. Das
Geld, das hier angelegt wird, bringt reichlichen Gewinn; denn
unter den Gegenständen, die alljährlich zu Tage gefördert werden,
befinden sich viele von größtem Werthe, wahre Schätze der Kunst,
welche gleichsam der Genius des Alterthums vor der zerstörenden
Hand der Barbaren unter diesem Aschenberge vergrub, um sie für
eine Zeit zu sparen, die sie würdigen konnte.
Herculanum war die erste Stadt, welche aufgefunden
wurde. Der Ausbruch des Vesuvs, von dem sie nur ^Stundenent¬
fernt lag, im I. 79 hatte sie unter eine Lavalage von 80 Fuß
Dicke begraben, so daß jetzt auf ihrer Oberfläche die ansehnlichen
Orte Portici und Resina stehen. Man steigt von dem letztem
Orte auf einer in die Lava gehauenen Treppe, mit Fackeln ver¬
sehen, hinab, um den ausgegrabenen Theil von Herkulanum zu
sehen. Die ganze Stadt kann man nicht ausgraben, weil sonst
die darauf stehenden Orte Portici und Resina einstürzen würden.
Man schüttet daher gewöhnlich die ausgegrabenen Gassen wieder
zu, nachdem man die darin gefundenen Gegenstände herausgebracht
hat. Die ersten Nachgrabungen, wodurch man diese Stadt ent¬
deckte, gehen bis auf das Jahr 1713, oder wie Andere erzählen,
auf das Jahr 1720 zurück. Nämlich Emanuel von Loth¬
ringen, Herzog von Elbeuf ließ ein Landhaus zu Portici
erbauen. Sein Baumeister erfuhr von einem Bauer, daß
dieser bei dem Graben eines Brunnens Marmor gefunden habe.
Er vermochte daher den Fürsten, dem Bauer die Erlaubniß ab¬
zukaufen, auf seinem Grunde weitere Nachgrabungen veranstalten
zu dürfen. Dies geschah, und schon nach der Arbeit von weni¬
gen Tagen entdeckte man zwei Bildsäulen, einen Herkules und
eine Kleopatra. Durch diese Entdeckung aufgemuntert, ließ der
Fürst die Nachgrabungen mit verdoppeltem Eifer fortsetzen, und
man fand das Gebälke eines marmornen Thürgestelles mit einer
Inschrift und 7 Bildsäulen. Einige Zeit darauf entdeckte man
einen alten Tempel mit 24 alabasternen Säulen und eben so vie¬
len Bildsäulen von griechischem Marmor umgeben. Die Regie¬
rung, auf diese unterirdischen Schatze aufmerksam gemacht, erklär¬
te jetzt, daß diese Art Reichthümer dem Staate gehöre, nicht aber
das Eigenthum eines Privatmannes seyn könnte und untersagte
von da an alle Nachgrabungen. Nun ruhten diese bis 1736, als
König Karl III. sich ein Schloß zu Portici baute. Man grub