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„Ich werde Euer auch nicht vergessen, liebe Mutter!" versicherte der
junge Mann auf dem Schemel und stellte die Stiefel des Wirtes auf die
Seite, nachdem er die letzte Hand daran gelegt hatte. „Ich werde Euch
schon von Zeit zu Zeit schreiben, wie es mir geht. Und wenn Ihr ein¬
mal unter einem Briefe von mir leset: Euer dankbarer Sohn, Hofschuh¬
machermeister Seiner Majestät des Königs von Großbritannien, Schottland
iinb Irland — dann dürft Ihr Euch flugs aufmachen wie der Erzvater
zu seinem Sohne Joseph in Ägyptenland. Denn ich wollte mich Euer
nicht schämen, und wenn ich König würde!"
„Bis dahin," versetzte die Mutter, indem sie sich mit der Schürze
eine Träne aus dem Auge wischte, „darfst du dir um meinetwillen keine
Sorge machen. Denn ein neues Haus, zwei Kühe im Stalle und etliche
Morgen im Felde und an der Altmühl sind für ein Witweib mehr als
genug."
Sie hatte noch nicht ausgeredet, als Andreas schon anfing, um seinen
Schemel herum aufzuräumen. Seine Mutter aber wehrte es ihm und
sprach: „Lieber Sohn, das überlaß mir! Nimm nur das Handwerkszeug,
das du als Geselle auf der Wanderschaft brauchst, und schnalle dein Bündel!
Der Ranzen, den du vor drei Jahren aus der Fremde mitgebracht hast,
ist noch ganz gut und hängt drüben in der Kammer. Indes habe ich
Zeit, dir zum Abschiede dein Leibgericht zu bereiten. Denn du sollst erst
gegen Abend ausziehen und heute nicht mehr weiter als nach Merkendorf
gehen. Du möchtest dir sonst wehe tun!"
Hub so geschah es auch. Andreas schnallte sein Wanderbündel, aß
sein Leibgericht mit großem Beifall, plauderte noch zwei oder drei Stunden
mit seiner Mutter über dies und jenes und ging dann, von ihr bis vor
die Haustür geleitet.
Die Witwe aber sprach bei sich, als sie nach ihrem Stüblein zurück¬
kehrte: „Ich lasse alles liegen und stehen, auch seinen Schemel; denn er
wird nicht lange ausbleiben." Und als eine Stunde darauf die Nachbarin
kam und Schuhe zum Flicken brachte, nahm sie diese an und antwortete:
„Morgen abend könnt Ihr wiederkommen und sie holen, da werden sie
fertig sein."
Andreas aber, je weiter er ging, desto länger wurde ihm der Weg
nach England und Amerika. Schon auf den Wiesen zwischen den beiden
nächsten Ortschaften gelobte er bei sich selber, sich mit der Neuen Welt
nicht einzulassen. In dem großen Mönchswalde gab er auch England
auf; in dem tiefen Sande dahinter fiel der Zeiger bis auf Frankfurt
zurück; und als ihn: in Mertendorf da und dort ans den Stuben ein