Full text: [Teil 3 = Kl. 6] (Teil 3 = Kl. 6)

heimliches Abendlicht entgegenschimmerte, wie vom Himmel die ersten 
Sterne, fühlte er ganz, was es heiße, Mutter und Heimat auf Nimmer- 
wiederkommen zu verlassen. 
So kam er in die Herberge feines Handwerks, nippte ohne großen 
Appetit oon dem Biere, das ihm vorgesetzt worden war, imj) legte sich 
dann zwischen die Würzburger Fuhrleute, die auf dem Stroh in der Stube 
herumlagen. Sein Wanderbündel machte er zum Kopfkissen. Dann löschte 
der Wirt die mit Schmalz gefüllte Lampe aus, und das Mondlicht herrschte 
nun allein in der Stube. 
Andreas aber hatte einen schlimmen Platz gewählt. Sein Schlaf¬ 
kamerad zur Linken träumte vielleicht von einer Schlägerei. Wenigstens 
schlug er mit seinen großen und harten Fäusten gewaltig um sich und traf 
dabei den Schuhmacher so in das Genick, daß dieser erschrocken aufsprang 
und eine andere Schlafstütte suchte. Eine lange, schmale Tafel, welche an 
der Wand von dem Fenster bis zur Stubentür reichte, und auf der nichts 
weiter stand als ein Scheffel, lud ihn ein. Er hob den Scheffel herab 
und sein Wanderbündel hinauf und legte sich dann selbst nach Bequem¬ 
lichkeit zurecht. Wenige Minuten darauf schloß ein sanfter Schlaf seine 
Augen, und eine Erinnerung aus seiner frühesten Jugend zog, in einen 
Traum verwandelt, durch seine Seele. Es träumte ihm, er liege als 
Knabe von sieben oder acht Jahren, zum Baden entkleidet, auf einem 
flachen Ufer der Altmühl und wollte sich in dein schwarzen Schlamme 
wälzen, um dann seinen Kameraden plötzlich als Mohr zu erscheinen. 
Lange war es ihm, als könnte er über ein Brett nicht in den 
Schlamm hinunterkommen. Endlich wich das Hindernis, und er sank 
nun bis über die Ohren in die weiche, schwarze Masse. Eine Weile 
war es ihm wohl darin; aber durch eine rasche Wendung bedeckte er 
auch sein ganzes Gesicht, Mund und Nase damit und war nun dem 
Ersticken nahe. 
Darüber erwachte Andreas und lag mitten in einem Backtroge, wie 
ihn hierzulande diejenigen Wirte haben, die ihr Brot für Kirchweihen, 
Hochzeiten usw. selbst backen. Denn während er sich in seinem lebhaften 
Traume bemühte, über das Brett hinunterzukommen, wich der Deckel des 
Troges allmählich, schnappte dann ab und ließ den Träumer mit seinem 
Wanderbündel in den gärenden Semmelteig hinabgleiten. 
Als Andreas seine Badewanne mit wachenden Augen sah, war er 
wohl mit einem Sprunge wieder heraus. Aber was nun anfangen? Hütte 
er Lärm geschlagen, so würde der Zorn des Wirtes, dem er sein Hoch¬ 
zeitsbrot verdorben hatte, und der Spott der Fuhrleute, Dienstboten und
	        
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