aber seine dreijährigen Ochsen und die Milchkühe und die jungen Kälber
sind noch im Stalle. Aber prächtiges Gras schon und ein herrliches
Wetter — wenn das noch etwas anhält, denkt er, will er vor Maitag
alles hinausjagen.
Er springt wieder über einige Gräben und kommt zu seinem Acker,
wo sein Sohn sät und der Knecht gerade beim letzten Stück zu pflügen
ist. — „Na, wo geit't jo dermit?" fragt er. „Got, Herr, bat Land ward
fein," antwortet freundlich und kurz der blonde, kräftige Knecht, ohne aufzu¬
halten, „vor Middag krieg ick't rum." — „Paßt man got op." — „Ja, Herr!"
Jetzt redet er mit seinem Sohne, der eben das Stück voll gesät hat
und sich nun kräftig und gewandt auf eins der Pferde schwingt, die vor
die Egge gespannt sind. Fort geht's wieder und der Junge mit der
zweiten Egge hinterdrein.
Lange schaut der Alte dem Sohne zu. Er mag sich wohl still in
der Seele freuen, zu sehen, wie der schlanke und kraftvolle Junge so
nobel und stattlich zu Pferde sitzt; wie frisch und arbeitsfreudig er von
früh bis spät drauf und dran ist, und wie er gepflügt und die Furchen
gelegt hat, eine um nichts breiter als die andere und alle so schnur¬
gerade, daß man in Haarbreite eine Büchsenkugel an jeder hinschießen
könnte; vor allem aber, wie brav und wacker er ist, welch ein Herz in
ihm steckt. — Ja, das weiß er sicher, der wird dem uralten, unbefleckten
Namen seiner Familie keine Schande machen. —
„Na ade, Kinners, seht to, dat jy't got kriegt," ruft er zum Ab¬
schied. „Ade, Herr," ruft der Großknecht zurück. So verläßt er seinen
Acker, um sich wieder dem Dorfe zuzuwenden.
Aber nach Hause geht's noch nicht gleich. Zuvor wird noch ein
Stündchen im Wirtshaus verplaudert. Da kommt denn gleich die Rede
auf Wettermutmaßungen, auf den Stand des Winterkorns, auf die schöne
Saatzeit, auf Land-, Vieh- und Kornpreise, ans die letzten Verordnungen
des Amts oder der Wasserbaubehörde usw. Oft wird auch ein Handel
abgeschlossen, so daß man diese Morgenzusammenkünfte recht wohl die
Börsenstunde der Hausleute nennen könnte. Mit der heranrückenden
Mittagsstunde geht die Versammlung regelmäßig auseinander; denn zwölf
Uhr ist in jedem Hause stehende Essenszeit.
Seit einer halben Stunde sind auch die Pflüger heimgekehrt, und
eifrig wühlen die Pferde in den vollen Krippen. Von den Lippen einer
Magd ertönt abermals der herzerfreuende Ruf: „Rinkamen! Wat
eten!" — Alles eilt an den „Sot" (Brunnen), Hände und Gesicht zu
waschen, dann in die Gesindestube, wo ans blanker mächtiger Zinnschüssel
ein wahrer Berg von Klößen, Kartoffeln und Wurzeln und dabei auf
einer anderen Schüssel ein paar dicke, leckere Speckstreifen dampfen. Der
Großknecht führt wie immer den Vorsitz, schneidet Brot und teilt den
Speck; ihm zunächst sitzt der zweite Knecht, dann die Jungen, dann die
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