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18. Und allgemach im vollern, im klaren Tageslicht
Erhob der Hohenzollern erwachend sein Gesicht.
19. Den Kaiserpurpur legte das Morgenrot ihm an,
Zu krönen ihn, bewegte die Sonne sich heran.
20. Und bis hinab zum Staufen mit Hellem Rosenschein
Begann's zu überlaufen der Berge grau Gestein.
21. Ein Adler tät sich wiegen, die Schwingen ausgespannt,
Mit stolzen Wendeflügen hoch ob dem deutschen Land.
22. Und rings im Lande klangen die Glocken allzugleich,
Den Segen zu empfangen fürs deutsche Kaiserreich.
183. Die Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg
durch Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg 1417.
Ernst von Wildenbruch.
Zu Konstanz an dem Markte saß Kaiser Sigismund,
Ihm war von Gram und Sorgen die Seele krank und wund.
„Wohin ich blick' im Reiche, Hader und Zwistigkeit,
Es wankt der alte Glaube, es seufzt die Christenheit.
Allein von allen Sorgen die schwerste, die ich fand,
Das bist doch du dort oben, du Brandenburger Land!
Mich weckt zur Nacht im Traume ein klagendes Geschrei:
,Wic sterben und verderben; hilf, Kaiser, komm' herbei!'
Von Elbe bis zur Oder Schlachtlärm und Kampf und Blut,
Zerbrochne Städtemauern, Dörfer voll Schutt und Glut;
Verbrechen ohne Strafe, die Unschuld ohne Schutz;
Denn wer im Bügel sitzet, beut dem Gesetze Trutz.
Wo finde ich im Reiche den Mann von Herz und Hand,
Der vom Verderben rette mein Brandenburger Land?"
Da schüttelten die Häupter die Fürsten und die Herrn: —
„Wer will die märk'schen Wölfe in einen Käfig sperr'n?
Wer will sein Haus erbauen dort zwischen Bruch und Sand?
Viel besser ist's, wir bleiben in unserm schönen Land."
Und aus den Reihen allen vortrat ein einz'ger Mann,
Und aller Augen blickten den einen staunend an;