Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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hinein. Man hat London ein großes Dorf genannt; dies ist insofern 
zutreffend, als man nach Möglichkeit bemüht ist, den ländlichen 
Charakter des Ganzen zu erhalten. Der Engländer ist ein leiden¬ 
schaftlicher Verehrer des Landlebens. Dies zeigt sich unter anderem 
in dem lebhaften Interesse, welches er jeder Veränderung in den 
Parks und Straßenanlagen entgegenbringt. 
Man wird sagen dürfen, daß das eigentliche englische Gasthaus 
teuer und schlecht ist. Das Essen ist sehr mäßig, die Bedienung 
mangelhaft. Es fehlt meistens an der Zuvorkommenheit, welche 
wir in Deutschland gewohnt sind. Die Gastlichkeit wird geboten, 
fast als ob sie eine Vergünstigung wäre, und doch sind die Rech¬ 
nungen, von unserem Standpunkte aus, geradezu unverschämt zu 
nennen. Das public house ersetzt in den vereinigten drei König¬ 
reichen und über die ganze angelsächsische Welt (Nordamerika 
eingeschlossen) unser Wirtshaus. Der wesentliche Unterschied ist, 
daß man im „Pub." nicht an Tischen sitzt und sein Getränk gemächlich 
zu sich nimmt, sondern daß man es stehend vor einer „bar" genießt. 
Gegen die Trunksucht versucht das Gesetz von allen Seiten 
vorzugehen. Für das englische öffentliche Leben ist wohl die ein¬ 
schneidendste Maßregel die Bestimmung, daß alle Restaurationen 
an den gewöhnlichen Wochentagen 121/2 Uhr nachts, am Sonnabend 
um 12 und am Sonntag um 11 Uhr geschlossen werden müssen. 
London an der Themse liegt um 1 Uhr nachts schweigsam und 
menschenleer da. Seine Bewohner schlafen. Auch die Eisenbahn¬ 
stationen und alle -anderen öffentlichen Verkehrsanstalten sind ge¬ 
schlossen; schwer ist es, in den meisten Stadtteilen, nach 1 Uhr 
und an den Sonntagen nach 11 Uhr auch nur eine Droschke zu 
finden. Dies ist hier und da unbequem; aber, daß die Fahlwangigkeit 
hier fast ganz fehlt, daß die Gesichtsfarbe der Großstädter sich 
nicht wesentlich von der der Landleute unterscheidet, das dankt 
England sicherlich zum wesentlichen dieser klugen Selbst¬ 
beschränkung in der freien Benutzung seiner Nachtstunden. 
Will man den Hafen Londons kennen lernen, so löse man sich 
bei London Bridge eine Fahrkarte auf einem Vergnügungsdampfer 
und mache die Fahrt nach Greenwich und darüber hinaus bis zu 
der Mündung der Themse. Da erhält man ein lebhaftes Bild von 
dem riesenhaften Schiffsverkehr dieses Stromes. Oder noch bequemer, 
man setze sich an einen der Fenstertische des Ship in Greenwich
	        
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