die dreißig Taler. Pflegen Sie Ihren kranken Mann und Ihre Binder
damit!" Und zu Gellert sagte er: „Ich sehe, Sie können nicht nur
schön reden, sondern auch schön handeln. Um aber mein Unrecht
einigermaßen wieder gut zu machen, so erlauben Sie mir, daß ich Sie
zu der armen Familie begleite! Sie sollen mich auch von einer andern
Seite kennen lernen."
Mit Freuden nahm dies Eellert an. Beide fanden die Familie
im tiefsten Elende. Gellert übernahm es, ihr ärztliche Hilfe zu verschaffen,
und der Kaufmann sorgte für alle übrigen Bedürfnisse. Von nun
an ging der Familie ein neues Leben auf, und der Kaufmann, auf
dessen Herz Gellects Wort und Beispiel so heilsam gewirkt, ließ es bei
dieser Wohltat nicht bewenden; er nahm den ältesten Sohn in seine
Dienste, zahlte für die übrigen Kinder das Schulgeld und erwies sich
als unermüdlicher Wohltäter derselben.
36. Das Glück von Edenhall.
Ludwig Uhland.
1. Von Edenhall der junge Lord
Läßt schmettern Festdrommetenschall;
Er hebt sich an des Tisches Bord
Und ruft in trunk'ner Gäste Schwall:
,,Nun her mit dem Glücke von Edenhall!"
2. Der Schenk vernimmt ungern den Spruch,
Des Hauses ältester Vasall,
Nimmt zögernd aus dem seid'nen Tuch
Das hohe Trinkglas von Kristall;
Sie nennen's das Glück von Edenhall.
3. Darauf der Lord: ,,Dem Glas zum Preis
Schenk' Roten ein aus Portugal!"
Mit Händezittern gießt der Greis,
Und purpurn Licht wird überall;
Es strahlt aus dem Glücke von Edenhall.
4. Da spricht der Lord und schwingt's dabei:
,,Dies Glas von leuchtendem Kristall
Gab meinem Ahn am Quell die Fei;
Drein schrieb sie: ,Kommt dies Glas zu Fall,
Fahr' wohl dann, o Glück von Edenhall!'